700 Jahre Burg Polle

1285 - 1985

Texte und Berichte zu Polle

700 Jahre Burg Polle

1285 - 1985


von Wolfgang Wagner   


Der Flecken Polle kann im Jahr 1985 auf ein besonderes Jubiläum der Burg, dem bekannten Wahrzei-chen des Ortes blicken. Die Burg, die vor 700 Jahren urkundlich das erste Mal ge-nannt wird, gibt den gegebenen Anlass zu einer 700-Jahrfeier.


Die Grafen von Everstein, als Erbauer der Burg sowie als Gründer des Ortes angenommen, lassen sich urkundlich im 12. Jahrhundert in unserer Gegend nachweisen (SCHNATH 19222).1)   1284 verlieren die Grafen ihre Stammburg auf dem Bergrücken Everstein bei Negenborn durch eine Belagerung an den Welfenherzog Heinrich den Wunderlichen. Ein Jahr später ver-kauft Otto Graf von Everstein die Stadt Holzminden an das Erzstift Köln und danach tritt off-ensichtlich die Burg Polle als Hauptsitz in den Vordergrund, nach dem sich auch die Grafen nennen. Ein für die Burggeschichte bedeutender Vorgang ist aus dem Jahr 1285 erhalten ge-blieben (HODENBERG 1858). In diesem Jahr überträgt Otto Graf von Everstein dem Zister-zinser Kloster Loccum Güter in Gestorf bei Hannover und be-stätigt dieses am zweiten Tag nach Sonntag Reminiscere, dem 19. Februar, auf seiner Burg Polle. Während die Originalurkunde nicht mehr erhalten ist, wurde dieser umfangreiche mittelalterliche Rechtsakt in ein Copiarbuch des Klosters im 16. Jahrhundert übertragen und durch Nebenurkunden bestätigt.2)


Der heute noch erhalten gebliebene Teil der oberen Burganlage mit dem Palas, dem Bergfried, den Rindmauern und dem Burgbrunnen zählt zu den typischen Höhenburgen mit Spornlage. Die gesamte Anlage der Burg gliedert sich in eine sogenannte Haupt- bzw. Kernburg mit den herrschaftlichen Wohnbauten. Die dem Burgkegel vorgelagerte Unterburg, einst mit Mauern und Türmen gesichert, enthält die Wirtschaftsbauten und wird auch als Vorburg bezeichnet (VILLENA 1975). Haupt- und Vorburg bildete bis über das Mittelalter hinaus eine funktionelle Einheit. Eine Gründungsurkunde der Burg oder des Ortes, welche mehr Aufschluss geben würde, war bisher nicht auffindbar (SPILKER 1833). Es darf angenommen werden, dass die Burganlage schon einige Jahrzehnte vor der urkund-lichen Erstnennung bestanden hat.


 


Der Grundriss des alten Ortskerns, am Südhang des Birkenberges, mit der Lage der Burg-, Mittel- sowie der Hinteren Straße, neben den querverbindenden Gassen, lässt systematische Anlegung des Ortes im Schutz der Burg wahrscheinlich erscheinen. Es ist denkbar, dass mit dem alten Ortskern eine sogenannte „Zweistraßenanlage“ nach lippischen Vorbild vorliegt (BRÜNNING; SCHMIDT 1976). Mittelalterliche Siedlungsspuren, die bis in das 9. bis 10. Jahrhundert zurückreichen und eine kontinu-ierliche Besiedlung aufzeigen, ließen sich bisher nur durch archäologische Funde erfassen.3)   Der Ort scheint im 14. Jahrhundert schon eine stattliche Größe erreicht zu haben und besaß möglicherweise eine Art städtische Verfassung. Ein „Rat von dem Polle“, der einen eversteinschen Erbvertrag siegelt, ist aus dem Jahr 1374 überliefert (SCHNATH 1922).


 


Der weitere Verlauf der Burggeschichte ist eng verquickt mit den Geschicken der Grafen von Ever-stein. Als letzter seines Geschlechtes blickt Graf  Hermann VII. besorgt auf den Verbleib seines Ter-ritoriums. Er schließt einen Erbverbrüderungsvertrag 1403 mit seinem westlichen Nachbarn, dem Herrn zur Lippe, um das Aufgehen seines Landes in die welfischen Staaten zu unterbinden. Hermann VII. durfte sich jetzt den Titel eines edlen Herrn zur Lippe hinzufügen und die Lipper Herrn Simon und Berend konnten sich nun als Grafen von Everstein benennen. Die Konfrontation mit den zur We-ser drängenden Welfen, wird durch die Gefangennahme des Herzog Heinrich von Braunschweig, am Ohrberg bei Hameln, die  Zahlung eines gewaltigen Lösegeldes letztlich ausgelöst und ist als „Eversteinsche Erfolgefehde“ bekannt geworden. Nach der Verhängung der Reichsoberacht und des Kirchenbannes wird Burg Polle am Ostermorgen 1407 von den Söldnerscharen der Braunschweiger Herzöge eingenommen und schwere Verwüstungen im Lipperland angerichtet. Hermann VII. von Everstein, des Kampfes müde geworden, schließt am 20. Januar 1408 in Hameln mit den Welfen Frieden. Die noch minderjährige Tochter Elisabeth wird mit Herzog Bernhards Sohn Otto verlobt und ihr formell die Schlösser Aerzen, Hämelschenburg und Ottenstein sowie Anteile an Ohsen sowie Holzminden mitgegeben. Burg Polle ist ausgespart, betrachtet man offensichtlich die Eroberung als Besitz. Die Heirat kommt 1425 tatsächlich zustande. Hermann VII. geht in die Verbannung (FEIGE, OPPERMANN, LÜBBERS 1961). Damit endet das Geschlecht der Eversteiner, zugleich auch ein nicht unbedeutendes Kapitel der Burggeschichte. Bei den Bestrebungen der Eversteiner, welche im 13. Jahrhundert versucht hatten, ein eigenes Territorium mit westlichen Besitzungen zwischen Höxter und Hameln aufzubauen, hat die Burg Polle eine nicht unbedeutende Rolle gespielt. Im weiteren Verlauf teilt die Burg, auch als Schloss bezeichnet, nach der Übertragung an Braunschweig das Schicksal anderer fürstlicher Schlösser, es wird an Adelige verpfändet. Neben anderen Pfandnehmern tritt auch die Familie von Kanne aus Lügde auf. Sie verpfänden gegen 1550 gute rheinische Gulden an Heinrich und Moritz von Pyrmont, am 14. Januar 1448, die Hälfte des Schlosses Polle, des Weichbildes (Ort) sowie des dazugehörigen Gerichtes (SPILKER 1833, S. 457, CCCCLXXXVI). Nach dem Jahre 1504 treten herzogliche Amtmänner auf, die das Haus und Amt Polle verwalten. Als Beispiel seien der Drost Franz de Wrede 1558 sowie der Drost Jasper de Wrede 1577 genannt, welche auch ausdrücklich als Pfandinhaber des Schlosses Polle ausgewiesen werden (MEYER 1843).

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Anmerkungen:

1) Herrn Friedrich Wittkopp in Celle, für die freundliche Unterstützung sowie die Überlassung von Material zur Orts- und Burggeschichte von Polle, sei an dieser Stelle für sein Entgegenkommen

2) Wittkopp, F. (1984 I): Die älteste urkundliche Erwähnung der Burg Polle, TAH v. 27.1.1984.

3) Wagner, W.: Keramikfunde im Flecken Polle, „Eine Besiedlung schon im heutigen Ortsbereich seit dem neunten Jahrhundert?“ TAH v. 19.5.1984.   

4) Wittkopp, F. (1984 II): „Polle wurde planmäßig angelegt“, in der Beilage Feierabend an der Weser,   DEWEZET v. 26.5.1984.

5) Ein historisches Spiel in 4 Aufzügen, geschrieben von Hermann Beerbom, der im Flecken Polle als Zahnarzt  und als Initiator der ersten Burgfestspiele zu nennen ist.

6) Schriftliche Nachricht aus dem Nachlaß des Heimatforschers Hans Prigge, der die ersten Burgfestspiele mit gestaltet und im Flecken Polle als Lehrer und Cantor wirkte.

7) Ein Terrassenhotel für Polle? Es soll auf den Trümmern der unteren Burggebäude entstehen. DEWEZET v. 11.11.1950.

8) Wagner, W.: Die Burgfestspiele die einst Poller Geschichte darstellen sind heute schon zu einem Teil Heimatgeschichte geworden. TAH v. 4.4.1979.

9) Mitteil und der Gemeindeverwaltung Polle.

10) Sorgen mit Burgen und Schlössern (I): Polles Burgruine darf nicht weiter verfallen. TAH v. 3.1.1984

11) Poller Burg bald wieder neu: „Rat des Flecken stimmte Sanierungsplänen zu“ DEWEZET v. 22.12.1983.

12) Sanierungskur für die Poller Burg / Der Zahn der Zeit hat böse genagt. DEWEZET v. 19.6.1984.

13) Der Poller Burg geht es an den Kragen. TAH v. 4.8.1984.

14) „Denkmalschutz i. Niedersachsen“ Hrsg.: Niedersächsischer Minister f. Wissenschaft u. Kunst, Prin-zenstr. 14, 3000 Hannover 1.

15) „Golfhotel Burghaus Graf Everstein“, Ein Konzept stellt sich vor., im Täglichen Golfer, Juli/August 1985, Beilage des TAH.


 


Quellen


ungedruckte Quellen


Niedersächsisches Hauptstaatsarchiv Hannover 14 b Polle 1 pm.


gedruckte Quellen:


BURCHARD M. u. MUNDHENKE, H. (1962): Die Kopfsteuerbeschreibung des Amtes Polle. In: Die Kopf-steuerbeschreibung der Fürstentümer Calenberg, Göttingen und Grubenhagen von 1689. Veröffentlichung der historischen Kommission für Niedersachsen, Bd. 6, 1962, S. 108 – 136.


HODENBERG, W. (1958): Calenberger Urkundenbuch Nr. 444.


SPILKER, CHR. (1833): Geschichte der Grafen v. Everstein und ihre Besitzungen, Text und Urkunden-band. Arolsen 1833.



Literatur


BRÜNING, K., SCHMIDT, H. (1976): Handbuch der historischen Stätten Deutschlands „Niedersachsen /Bremen“. Stuttgart 1976


FEIGE, R., OPPERMANN, M., LÜBBERS, H.  (1961): „Der Kampf um die Landesherrschaft 1180 – 1409“,

in der Heimatchronik der Stadt und des Landkreises Hameln-Pyrmont. Köln 1961, S. 168 – 179.


MEYER, H.  (1843): Das Amt Polle, im Hannoverschen Magazin von 1843.


SCHNATH, G. (1922):  Die Herrschaft Everstein, Homburg und Spiegelberg. Göttingen 1922.


VILLENA, L. (1975):  Glossaire, Burgenfachwörterbuch des Mittelalterlichen Wehrbaus. Frankfurt a. M. 1975.

Durch ihre strategisch günstige Lage auf dem Bergsporn rückt Burg Polle im Dreißigjährigen Krieg erneut in den Mittelpunkt des Geschehens. Bei der Einnahme der Burg 1623 durch die tillyschen Trup-pen wird die Unterburg zerstört und der Amtshaushalt stark geschädigt. 119 Stück Rindvieh werden geraubt, 51 Schweine von den Kugeln getroffen oder verbrannt, 23 Schweine sowie 29 Schafe waren, wie eine vom Amtmann hinterlassene Nachricht bezeichnend sagt, „von den spanischen Rittmeistern und dessen Offizieren gefressen und 50 Fass Bier gesoffen“, 300 Malter Getreide im Stroh und 56 Fuder Heu waren im Feuer aufgegangen (MEYER 1843). Auch sämtliche Urkunden nebst Registern waren dabei verbrannt. Die Schweden rücken 1641 zur Belagerung des Schlosses Polle vor. Auf dem nahen Heimberg – ein Platz wird noch die Schwedenschanze genannt – werden die Geschütze in Stellung gebracht und die Burg heftig beschossen, so dass diese schließlich ausbrennt. Eine überlieferte Zeichnung mit Geschützen und Mörsern vermittelt einen Eindruck, welche Ereignisse sich bei der Belagerung von Burg Polle abgespielt haben mögen (St. A. H. 14b Polle 1 pm) (Abbildung 2).

Abbildung oben: Loccumer Copiar mit der Ersterwähnung der Burg Polle, 1285

Eindrucksvoll war auch der Fund einer Kanonenkugel aus Buntsandstein, heute eingelassen an der Nordseite der Burgruine. Ebenso konnte 1984 bei den Sanierungsmaßnahmen ein ca. 2,5 kg schweres Fragment einer Eisenkugel geborgen werden, deren ursprüngliches Gewicht auf 8 kg geschätzt wird. Diese beiden Funde unterstreichen recht deutlich die Wirksamkeit des Beschusses. Der bekannte Merianstich von 1654 vermittelt ein Bild von den Schäden am „ruinierten fürstlichen Haus“ und lässt unter anderem noch Gebäudereste, Mauern sowie einen vorgelagerten Turm erkennen, welcher heute in diesem Aufbau nicht mehr erhalten ist. Die ausgebrannten Gebäude sind in den folgenden Jahrhunderten den Witterungseinflüssen ausgesetzt, so dass schon 1738 Teile davon zusammenfallen.

Während die Wohngebäude der Oberburg nach dem Dreißigjährigen Krieg ihre Bedeutung verlieren und nicht wieder instandgesetzt werden erfährt die Unterburg eine Reihe von baulichen Erweitrungen sowie Umgestaltungen. Das große Amtshaus wird 1656 erbaut, wobei das heute noch erhaltene Renaissanceportal mit dem Wappen des Herzog Julius von Braunschweig (†1613) und seiner Gemahlin Elisabeth, einer Tochter des Königs Friedrich II. von Dänemark, von einem nicht näher bekannten Vorgängerbau übernommen worden sein soll. Das Amtsschreibergebäude wurde 1743 erbaut, es enthält eine Amtsstube sowie eine Schreiberei und das Criminalgefängnis und die Pförtnerwohnung. Ein neues Amtshaus folgt 1747 und bildet den Ostflügel der unteren Burganlage, in welches später die Oberförsterei einzieht. Ebenfalls sei noch auf die Errichtung von Mauern und Terrassen nach der Weserseite hin verwiesen.4) Zu dem Amt Polle gehörten 1689 neben dem Flecken Polle die Orte Heinsen, Brevörde, Meiborssen, Vahlbruch und auch der Ort Pegesdorf (BURCHARD; MUNDHENKE 1962)


 


Mit den Burgfestspielen rückt die Burgruine 1930 in den kulturellen Mittelpunkt des Ortsgeschehens und man erinnert sich an die wechselvolle Geschichte der Burg. Laienspieler aus dem Flecken Polle führen den „Grafen von Everstein“, 5) der an die eversteinsche Erbfolgefehde erinnert, vor einer wahrhaft historischen Kulisse auf. Es folgen „Flammen über der Heimat“, das Käthchen von Heilbronn“ und zur 650-Jahrfeier wieder mit lokalgeschichtlichem Kolorit der „Welf und Everstein“ (Abbildung 3). Durch die Einnahmen aus den Burgfestspielen können der Ausbau des Burgfrieds und so manch andere Erhaltung und Verbesserung an der Burgruine erfolgen. Die Burgruine geht noch im Jahre 1934 in den Besitz der Gemeinde über und ist ein Geschenk des preußischen Staates. Die Gemeinde verpflichtet sich, die Anlage zu erhalten und vor einem weiteren Verfall zu schützen.


 


Nach 1933 kommt es in den Räumen der ehemaligen Oberförsterei zur Einrichtung einer weiterbildenden Schulungsstätte, die unter der Bezeichnung „Landjahrlager“ geführt wird. Von Seiten der Gemeinde bestehen auch Pläne, dass alte Amtshaus zu erwerben, um es nach entsprechenden Umgestaltungen für den Fremdenverkehr zu nutzen. Zu einer Realisierung dieser Pläne kommt es bis zum Ende der Dreißiger Jahre nicht.


 


Der Zweite Weltkrieg bringt in den letzten Kriegstagen, durch zurückweichende deutsche Truppenteile mit harten Kämpfen im Raum und dem Flecken Polle, eine starke Belastung für die Bevölkerung und einen Verlust an historischer Bausubstanz mit sich. Am 7. April 1945, gegen 19.30 Uhr, bricht im Ostflügel, dem Landjahrlager, das Feuer aus und legt danach auch das repräsentative Amtshaus von 1656, den städtebaulichen Mittelpunkt des Fleckens, in Schutt und Asche.6) An den Wiederaufbau der Gebäude der Unterburg ist auf Grund fehlender finanzieller Mittel nach dem Krieg nicht zu denken. Mit der Gründung einer Gesellschaft „Burghaus Graf von Everstein m. b. H.“ kommt es nach 1950 zur Errichtung eines Restaurants in den Kellergewölben des ehemaligen Landjahrlagers. Nach den Planungen sollte auf den Trümmern der unteren Burggebäude auch ein modernes Terrassenhotel entstehen,7) zu dessen Ausführung es aber in den darauffolgenden Jahren nicht kommt.


 


Die Burgfestspiele können 1950 mit viel Idealismus von den Laienschauspielern aus dem Flecken wieder aufgenommen werden. Zum Auftakt steht „Ut de Franzosentied“ auf dem Programm. Es folgen „Käthchen von Heilbronn“, der „Götz von Berlichingen“, ein „Sommernachtstraum“ und weitere nicht unbedeutende Aufführungen. Man erreicht erstaunliche Zuschauerzahlen sowie Resonanz im Fremdenverkehr bis weit über die Kreisgrenzen hinaus. Das Landestheater Detmold übernimmt 1957 die Bespielung und knüpft an bisherige Erfolge an, bis Anfang der Sechziger Jahre das allgemeine Interesse an den Burgfestspielen nachlässt und diese dann eingestellt werden müsse.8)


 


Als touristischer Anziehungspunkt mit schattigen Wegen, Sitzplätze und reizvollen Blicken aus alten Fensternischen zieht die Burgruine jährlich zahlreiche Besucher an. Zählte man 1976 zum Beispiel 17 565 Besucher, konnten 1977  15 685 und 1979 15 442 Eintrittskarten vom Burgwart in der Sommersaison ausgegeben werden.9) Anfang der Achtziger Jahre bereitet die Burgruine der Fleckengemeinde Polle erhebliche Sorgen. Teile der 700 Jahre alten Ring- und Gebäudemauern bröckeln im verstärkten Maße ab, Schäden sind jetzt nicht mehr zu übersehen. Eine Bestandsaufnahme fördert 1982 zum Teil recht erhebliche Schäden zu Tage.10) Für eine Sanierung werden 125 000 DM nur für Materialkosten und etwa 300 000 DM für die sich ergebenen Lohnkosten angesetzt. Durch die Übernahme der Lohnkosten auf Basis der Arbeitsbeschaffungs-Maßnahme kann die Sanierung im


 


Frühjahr 1984 an der Burgruine aufgenommen werden.11) Ziel der Maßnahme ist es, dass durch den Pflanzen- und Strauchbewuchs gelockerte, durch die Verwitterung geschädigte und abgesprengte Mauerwerk so wieder herzustellen, dass der derzeitige Zustand der Ruine erhalten bleibt.12) Die Mauerkronen werden dabei so vermörtelt und die Wandflächen verfugt und einer Verkieselung unterworfen, dass ein Einbringen des schädigenden Regenwassers weitgehend unterbunden wird.13)


So ist die Maßnahme an der Burgruine Polle in ihrer Funktion derzeit auch zu einer wichtigen sozialen Komponente als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme geworden. Die dabei anfallenden Arbeiten sind nicht leicht und können zu einem überwiegenden Teil nur von Hand ausgeführt werden. Baumaschinen sind wegen der Unzulänglichkeit der Anlage nur in einem gewissen Umfang einsetzbar. Die Burgruine ist auch während der Maßnahme weiterhin für den Besucherverkehr geöffnet. Die bereits abgeschlossenen Sanierungsschritte können als sehenswert bezeichnet werden, vermitteln diese doch einen Einblick in das beengte Leben auf einer hochmittelalterlichen Dynastenburg im Wesergebiet. Die Ausweitung der Arbeitsbeschaffungs-Maßnahme ist von der Gemeindeverwaltung Polle auf ein weiteres Jahr vorgesehen, damit auch die verbleibenden Schäden beseitigt werden können, um dieses, für die Ortsgeschichte und für den Fremdenverkehr so interessante, unter Denkmalschutz stehende Bauwerk, zu erhalten.14)


Nach den neuesten Vorstellungen wird an den Aufbau eines Hotels auf den Grundmauern des Ost- und Nordflügels des ehemaligen Amtshauses, unter Einbeziehung der noch vorhandenen Bausubstanz und der Wiederherstellung des Burghofes gedacht. Nach den Planungen könnte hier ein modernes, mit dem üblichen Komfort ausgestattetes Ferienhotel entstehen, welches die sportlichen Möglichkeiten des Ferienortes Polle mit ausschöpft. Die Konzeption konnte im Juli 1985 erstmalig einer breiten Öffentlichkeit vorgestellt werden.15) Die Realisierung dieser Pläne würde eine beträchtliche Aufwertung des historischen Burgbereiches in Polle mit sich bringen.

Abbildung oben: Zeichnung der Reliefs mit braunschweiger Wappen am Torbogen des ehemaligen Amthauses Polle, 1947- Ortschronik von Polle von Johann Prigge

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