Archäologische Untersuchungen der Poller Oberburg

- Burgarchäologische Untersuchungen auf der Poller Burg bis zum Jahr 2009 -

Texte und Berichte zu Polle

Diesen Text als PDF öffnen / speichern

In der mittelalterlichen Kernburg der Burgruine Polle, einst Dynastenburg der Grafen von Everstein, wird seit Mai 2007 eine archäologische Grabung durchgeführt. Diese Grabung wird fachlich begleitet vom Kreisarchäologen des Landkreises Holzminden, Herrn Dr. Christian Leiber. Unterstützt wird das interessante Projekt durch die Gemeinde Polle, das Arbeitsamt Holzminden und großen ehrenamtlichen Einsatz.


Grabungsschnitt I wurde an der Westmauer, im vermuteten Küchenbereich angelegt. Hier stießen die Arbeiter dicht unter der heutigen Lauffläche auf eine Ansammlung von Bruchsteinen. Der erste Eindruck, dass es sich hier um einen Bodenpflasterung handelt, bestätigte sich nicht. Wahrscheinlicher ist eine Verfüllung mit Gesteinsschutt. Der Grabungsschnitt I wurde zwischenzeitlich wieder verfüllt.


 Grabungsschnitt II stellt die Erweiterung des ersten Untersuchungsabschnittes dar. Er liegt im Bereich des wohl noch originalen Ausguss-Steins, der bei der Burgrestaurierung in den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts hier angetroffen wurde. In seiner unmittelbaren Nachbarschaft, dicht unter dem heutigen Bodenniveau, zeigten sich rechteckige Hohlräume in der Innenwand, die als Balkenlager gedeutet werden. Ebenso wurden Reste von Brandschichten im Bodenprofil deutlich sichtbar. Der Befund wurde noch rechtzeitig fotografisch dokumentiert, denn kurze Zeit später führten starke Regenfälle zum Einsturz der Profilwand und damit zur Zerstörung der vorhandenen Brandschichten. Der Grabungsschnitt liegt offen und kann z. Z. besichtigt werden.


Grabungsschnitt III folgte direkt im Anschluss an Schnitt II. In dieser Verlängerung konnte eine ganze Reihe von weiteren Balkenlagern an der Innenwand der Kernburg wieder  freigelegt werden. Ein Großteil der hier geborgenen Funde, überwiegend Keramik, stammt aus dem 13. – 15. Jahrhundert. Ein besonderes Stück stellt  eine dunkle Glasscherbe dar, die wohl dem 14./15. Jahrhundert zuzuordnen ist. Im unteren Bereich dieses Grabungsschnittes, in ca. 3 m Tiefe befindet sich eine einzelne Maueröffnung, deren Funktion noch unklar ist. Auch hier wurden mehrere Brandschichten von der Kreisarchäologie fotografisch dokumentiert.


Grabungsschnitt IV zeigt an der Innenwand in gleicher Höhe die Fortsetzung der Balkenlager. Nach Abtrag des Bodens  wurden erstmalig Quer- und Längsmauern sichtbar. Ferner ist an der Westmauer eine deutliche flächig begrenzte Brandrötung zu erkennen, die auf eine Feuerstelle oder einen Heizraum für darüber liegende Wohnbereiche schließen lassen. Eine feste Bodenplatte mit regelmäßiger Steinsetzung zu beiden Seiten lassen tatsächlich noch auf eine entsprechende bauliche Situation schließen. Diese Mauerreste wurden zum Zweck ihrer Erhaltung restauriert. Weiterhin wurde ein größerer, rechteckig geformter Stein im Boden des Grabungsschnittes gefunden, dessen Funktion noch ungeklärt ist. Gegenüber der Westmauer in Richtung Innenhof trifft man in einigem Abstand auf gewachsenen Fels.


Grabungsschnitt V, direkt danebenliegend,  weist eine gut erhaltene Längsmauer auf, die ebenfalls zum Schutz und Erhalt restauriert wurde. Der zum Zentrum streichende gerade Mauerzug bricht nach wenigen Metern an einer Stelle ab, wo noch mehrere steinerne Treppenstufen auf einen Aufgang weisen.  Auch hier neben den Treppenstufen wird der gewachsene Fels zum Innenhof sichtbar. Eine weitere Längsmauer sowie Brandschichten wurden bei der Erweiterung dieses Schnittes sichtbar. Bei den Freilegungsarbeiten sind in dem Bereich Keramikscherben eines kleinen Grapens (Dreibeintopf) aus dem 17. Jahrhundert geborgen worden.  Das Gefäß wurde inzwischen restauriert und kann im Museum "Burg Polle“ besichtigt werden. Diverse Fragmente von Ofenkacheln, zum Teil mit Bilddarstellungen (Reliefofenkacheln), die ebenfalls schon im Museum ausgestellt werden, zählen zum weiteren Fundstoff. Ebenso konnten in diesen Abschnitt Teile von Trink- bzw. Fensterglas und Bleiruten sowie Geschosskugeln geborgen werden.

 

Grabungsschnitt VI  wurde am Brunnen im Burginnern angelegt. Hier kamen nur wenige Fundobjekte zutage. Geringe Brandspuren ließen sich auch hier feststellen. Sehr schnell zeigte sich aber der gewachsene Felsen unter der Bodenoberfläche. Fragen zum Brunnenaufbau konnten an dieser Stelle nicht geklärt werden, deshalb erfolgte eine umgehende Wiederverfüllung des Schnittes.


Grabungsschnitt VII wurde zwischen Brunnen und der vermuteten Toranlage im östlichen Burgbereich geöffnet, mit dem Ziel, hier auf Grundmauern eines Kammertores zu stoßen. Der freigelegte Mauerrest gibt bisher nur zu erkennen, dass hier eine Bebauung stattgefunden hat. Dieser Abschnitt wurde nach der Dokumentation ebenfalls wieder verfüllt.

 

Grabungsschnitt VIII, an der Südmauer (Weserseite) gelegen, wurde 2008 angelegt und aktuell erweitert. Bei den Freilegungsarbeiten fanden die Arbeiter eine Maueröffnung mit darüber lagerndem Rundbogen und Steinsturz. Die Funktion der Öffnung ist noch zu klären. Wenn es sich um einen Durchlass handelt, so findet er auf der Innenseite der Kernburg nach kaum mehr als einem Meter schon eine natürliche Grenze durch den gewachsenen Fels. Bei der Erweiterung dieses Abschnittes in Richtung Osten, wurden eine weitere mittelalterliche Grundmauer sowie ein weiterer Rundbogen freigelegt. Auch hier sind noch weitere Erkundungen der ursprünglichen Situation nötig, um Klarheit über diesen Befund zu erhalten. Im Moment lässt sich nur spekulieren. Vorstellbar sind u. a. eine Öffnung zum Abfluss von Regenwasser, ein Fluchtweg, ein Versorgungsdurchgang etc. Als besonderer Fund findet ein bearbeitetes Stück „Flint“ aus prähistorischer Zeit besondere Beachtung. Mittelalterliche Keramik, Glasfragmente und Metall gehören ebenso zum Fundmaterial wie Knochen. Es bleibt also spannend. Dieser Grabungsschnitt kann z. Z. besichtigt werden. Hier ist geplant die Arbeiten in 2010 fortzuführen.

 

Grabungsschnitt X, wurde im östlichen Bereich der Burg angelegt, dort wo die ursprüngliche Toranlage vermutet wird. Sollte das zutreffen, ist beabsichtigt, das Kammertor wieder, soweit vertret- und machbar, herzustellen, damit das Tor als Haupteingang zur Kernburg von allen Besuchern, auch mit Gehhilfen, Rollstuhl, Kinderkarre genutzt werden kann.

Zum Saisonende 2009 stoßen die Grabungsarbeiter auf Steinsetzungen sowie geringe Brandspuren im Bodenprofil dieses Schnittes. Ein Metallstück, sowie Holz- und Mörtelstück ebenso wenig Keramik wurden dicht unter dem heutigen Bodenniveau gefunden. An dieser Stelle ist geplant, die Grabung in 2010 hier fortzuführen.

Im Rahmen der Maßnahme werden auch kleinere Schäden an den in den 80er Jahren sanierten Burgmauern behoben, um einem Verfall vorzubeugen.


 

Weiteres:

Die aufgefundenen  Mauern werden vermessen und in eine vorhandene Karte aus der Grabung in den 80er Jahren zur Dokumentation eingezeichnet.

Wir weisen abschließend auf unser kleines, ehrenamtlich geführtes Museum hin, in dem Sie viele Objekte aus der Grabung der 80er Jahre und auch der aktuellen Grabung besichtigen können.



Herzlichen Dank sagen wir allen Beteiligten, die es möglich machen, dass diese Grabung statt finden kann.

Burgruine Polle - 2007 bis 2010

Landschaften im Weserbergland und Polle Historische Fotos Polle Damals und Heute Texte und Berichte zu Polle Historische Videos Polle Datenschutzerklaerung Impressum