Zeitungsbericht zu den Ausgrabungen auf der Burgruine Polle

- TAH 2009

Texte und Berichte zu Polle

Aus dem Täglichen Anzeiger Holzminden vom Freitag, den 3. April 2009


Auf der Poller Burg wird weiter gegraben

Burgruine und Museum Burg Polle ab 1. Mai geöffnet 7 bisher über 4.000 Funde


Polle (fhm)


Im dritten Jahr wird auf der Burg in Polle schon gegraben, und die Ergebnisse sind mehr als erstaunlich. Kreisarchäologe Dr. Christian Leiber präsentierte jetzt im Museum Burg Polle die neuesten Ausgrabungsergebnisse und dankte allen Beteiligten für ihre Hilfe. "Diese Grabung ist eines der wichtigsten Projekte", stellte er fest. Ziel sei es, offene Fragen der Burgen und Regionalgeschichte zu klären. Außerdem nähme die Burgruine einen wichtigen Platz im touristischen Konzept des Kreises ein. "Hier steckt viel Potenzial drin", so Dr. Leiber.

Archäologische Funde aus der

Umgebung und aus dem Ortskern Polle

und deren Bedeutung


(Quellenangaben im Text)

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Im dritten Jahr führt die Kreisarchäologie die Ausgrabung auf der Burg durch und wird dabei von der Geschichtsarbeitsgruppe der Initiative "Polle hat Zukunft", ehrenamtlichen Helfern, der Beschäftigungsgesellschaft Holzminden und dem Haus Eckberg in Polle unterstützt. 4.000 Fundstücke sind bisher ausgegraben worden, davon wurden schon 2000 Stück untersucht und archiviert. Die Burg, so erklärte Dr. Leiber, wurde unmittelbar auf den Fels aufgesetzt, wobei die Menschen vor 900 Jahren mit Steinbruchwerkzeugen gearbeitet haben. Zwar lasse sich an diesem Ort keine Siedlungskontinuität seit der Vorzeit feststellen, jedoch könne man von prähistorischen Lebensspuren ausgehen. Der Burgkomplex selbst entstand wahrscheinlich in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts. Diese Frage soll ebenfalls durch die Fortsetzung der Grabungen geklärt werden, hofft Dr. Leiber. Zu den bisherigen Funden gehören Münzen, Brettspielsteine aus dem 13. oder 14. Jahrhundert und Zapfhähne aus Buntmetall (um 1420).

Irdenware aus dem 13. und 14. Jahrhundert gehören auch zu den Funden. Die Grobdatierung lasse sich auf der Burg relativ einfach vornehmen, da durch den großen Brand aus dem Jahr 1641 eine Erdschicht mit Brandspuren vorhanden sei, die als Trennlinie diene. Ebenfalls gefunden wurden Ofenkacheln aus der Zeit der Renaissance und Reste der früheren Innenwände, die noch Spuren der Bemalung enthalten. Alle diese Funde werden Zeitgleich zu den Grabungen ausgewertet und mit den Erkenntnissen in der Fachliteratur verglichen. Erich Müller von der Verwaltung des Fleckens Polle machte deutlich, dass diese Ausgrabung nur durch die tatkräftige Hilfe der Beschäftigungsgesellschaft und des Vereins "Polle hat Zukunft" zusammen mit der Laienspielgruppe möglich sei. Durch die Beschäftigungsgesellschaft seien in den vergangenen beiden Jahren 104 Mitarbeiter nach Polle zu befristeten Maßnahmen gekommen, die 7.200 Arbeitsstunden geleistet haben. Die Arbeit der Archäologie des Landkreises Holzminden selbst schlägt mit 500 Arbeitsstunden zu Buche.


Der Verein "Polle hat Zukunft" hat schon 1.000 Arbeitsstunden geleistet. Durch die Vermittlung des Freiwilligenzentrums der Courage-Stiftung Holzminden gehören auch Bewohner der Therapieeinrichtung Haus Eckberg in Polle zu den Mitarbeitern der Grabung. Sie haben bisher 200 Stunden bei der Grabung gearbeitet.


Dieter Müller von der Geschichts-Arbeitsgruppe der Initiative "Polle hat Zukunft" unterstrich die Bedeutung der Ausgrabung für Polle. Die Initiative werde ihre Mitarbeit fortsetzen. Er freue sich darüber, dass man die Funde im neuen Museum Burg Polle ausstelle und damit den Besuchern des Ortes eine weitere Attraktion anbieten könne. Museum und Burgruine, so Dieter Müller, werden ab 1. Mai wieder für Besucher geöffnet. Die Ausgrabungen werden dann weiter laufen, so dass die Besucher auch die archäologische Arbeit auf der Burg in Augenschein nehmen können.


Abbildungsbeschreibung: Im Bereich des eigentlichen Burgzugangs, am Kammertor, erklärt Kreisarchäologe Dr. Christian Leiber (links) Erich Müller (von links), Una Seele, Hans-Jürgen Jukiel, Tobias Frank und Dieter Müller die Ausgrabungsergebnisse. Foto oben: Die Münze gehört zu den Fundstücken auf der Burg und stammt wahrscheinlich aus dem Lipper Raum.



Una Seele von der Beschäftigungsgesellschaft Holzminden bekräftigte die Kooperation ihrer Einrichtung. Es sei schon gelungen, Teilnehmer der Maßnahme auf der Burg wieder in den ersten Arbeitsmarkt zu integrieren. Tobias Frank vom Freiwilligenzentrum und Hans-Jürgen Jukiel, Leiter der Tagesstruktur


Haus Eckberg, freuen sich über die Kooperation und den Einsatz der Bewohner des Hauses Eckberg.

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