100 Jahre Holzdrechslerei 
Helmut Bertelsmeier in Polle

 
Bereits in der vierten Generation  werden in der Holzdrechslerei Bertelsmeier an der Pyrmonter Straße 9 in Polle wunderschöne Holzarbeiten von Hand gefertigt. Das handwerkliche Können, vom wertvollen, kleinen Geschenk auch für den schmalen Geldbeutel bis hin zur Drechselarbeit nach Zeichnung, wie Treppenbogen nach historischen Vorbildern, wurde von Generation zu Generation weitergegeben.

 

Die Holzdrechslerei an der Pyrmonter Straße 9

Am Tag der offenen Tür am 15 und 16. Juli können sich Interessierte vor Ort in der Werkstatt und im Ausstellungsraum von dem jetzigen Inhaber der Firma, Ralf-Christian Bertelsmeier und seiner Mutter Ria informieren lassen. Bis zum Tod ihres Mannes Helmut Bertelsmeier führte sie mit diesem 28 Jahre gemeinsam den Betrieb.

 

Drechslermeister Ralf-Christian Bertelsmeier bei der Arbeit

Ralf Bertelsmeier legte im Oktober seine Meisterprüfung als Drechslermeister vor der Handwerkskammer Hannover ab und übernahm dieses Jahr die Regie in der Werksatt. Die Handwerkstradition der Familie in Polle begründete Urgroßvater Christian Bertelsmeier, Drechsler und Schirmmacher, aus Elbrinxen 1889. Er heiratete Friederike Wittlake aus Polle und wirkte im Haus im Bracken, das im zweiten Weltkrieg abbrannte.

  

Urgroßvater Christian Bertelsmeier vor dem Haus im Bracken. Aus dem  
Fenster schaut seine Frau Friederike

Großvater Friedrich Bertelsmeier arbeitete bereits in der neuen Werkstatt in der Pyrmonter Straße. 1964 übernahmen Ria und Helmut Bertelsmeier den Betrieb.

In der Drechslerei gibt es Handgedrehte Treppenstäbe und –pfosten, werden Arbeiten für Innenausbauten nach Zeichnungen gefertigt, die Tischler im Umkreis beliefert. Möbelteile, Anrichtenfüße, Knöpfe, Lampenfüße und vieles mehr werden nach Maß und individuell in reiner Handarbeit hergestellt.

 

Blick in den Ausstellungsraum. Rechts die Wandertasche des Urgroßvaters

Antiquitätenhändler und Privatpersonen lassen sich fehlende Holzteile kunsthandwerklicher Qualität drechseln. Kegelkugeln aus besonderem Hartholz werden ebenso geliefert wie Käseplatten auf Kugellagern, Eierbecher, Leuchter, Einzelteile für Spinnräder und Kerzenständer. Extra-Wünsche werden selbstverständlich berücksichtigt.

Von Kirsche, Eiche, Nussbaum, Mahagoni und Lüster werden fast alle Holzsorten verarbeitet. Sie müssen pro Zentimeter Dicke ein Jahr ablagern. Das Holz darf außerdem erst im Herbst geschlagen werden, wenn kein Saft mehr in ihm ist, denn dann gehen später keine Würmer in das Holz. Wer das Material aus seinem eigenen Garten in der Holzdrechslerei Bertelsmeier verarbeiten lassen will, sollte sich vorher in dem traditionellen Familienbetrieb unverbindlich informieren lassen.

 Veröffentlicht: 12.07.1989, Schaufenster -  
Autor: S.K.