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Dreimal im Jahre wurde gefeiert
Markttage
in Polle / Dreihundert Jahre alte
Urkunde als Beweis
Vor Beginn des letzten
Krieges wurde in Polle etwa zu dieser Zeit der alljährliche
Weihnachtsmarkt abgehalten. Seit 1939 gab es jedoch hier keinen
einzigen Jahrmarkt mehr; trozdem dieses in den Marktkalendern nach
Kriegsende eingetragen war. Um so interessanter dürfte es
sein, beweisen zu können, daß in Polle
früher sogar dreimal im Jahre ein Markt stattgefunden
hat.Diesen Beweis liefert eine alte aus dem Jahre 1657 stammende
Urkunde, die noch erhalten ist. Die reich verschnörkelte, mit
dem Siegel des Herzogs Georg Wilhelm zu Braunschweig und
Lüneburg versehene und auf weichem Pergament handgeschriebene
Urkunde hat folgenden Wortlaut: „Von Gottes Gnaden, Wir Georg
Wilhelm Hertzog zu Braunschweig und Lüneburg,
Fügen aalen und jeden unseren Graffen,
Prealaten, denen von der Ritterschaft, Drost, Ambstleüten,
Vogten, auch Bürgermeisters und Räthen in unsern
großen und kleine Städten, sodan allen unseren
angehörigen und unterthanen, wie auch allen benachbarten
Herrschaften neben erbietung nach Standesgebühr, unser
freundliche dienste gnedigen und geneigten
günste, hiermit zu wissen, Das Wir auf
begehrens unterthäniges ansuchen der semptlichen Einwohner
unsers Flecken Polla, zu fortsatz und beforderung der algemeinen
Comercien an statt der vor diesem daselbst gehaltenen Zwey Jahrmarckte,
mit Dreyen Jahrmarckten das Erste Montags nach Georgy, das andere
Montags nach Natiotatis mariae und das dritte Montags nach Andrea, und
zwar Jedes auf drey Tage in gedachten Flecken, auff dem Anger und
Wiesen daselbst zu halten, auch Kaufs- und Verkaufshändel da
zu treiben, in Gnaden bewilliget, zugelassen und verstattet, freundlich
bittend, gnedig gesinnet und begehrent.
Es sollte ein Jeder, so
darum gebührend ersuch wirdt, dieses ihren Unterthanen und
angehörigen nicht allein ohnbeschwert vermeldet und kundthun,
sondern auch dieß offen Patent zur nachrichtung offentlich
anzuschlagen, vergönnen und verstatten. Dagegen wir des
freundlichen und respectiol gnedigen erbietens sein, auch unseren
jetzigen Ambtmann zu Polla Cunrad Ludewiges und deßen
Nachfolgern an gedachten unsrem Abt hirmit anbefohlen haben wollen.
Allen und jeden alda ankommenden
Kaufs- und Handelsleüten und unterthanen, die Zeit wehrender
gedachter drey Jahrmarckte gehörigen Schutz und sicher geleidt
ab- und anzureisen, und ihren handel und wandel gegen entrichtung
geprülichen Zolls und pilligen stette geldts zu halten, auch
dieselbe, doch das sie gleidtlich sich bezeigen. Was in gnedige
Protection und Schutz befohlen sein zu lassen, das sind wir ein
gleiches zu erwiedern und umb einen Jeden nach Standesgepühr
freundlich zu verdienen, auch in allen Gnaden zu erkennen geneigt.
Urkundlich geben unter
unserem fürstl. Handtzeichen und vorgedrück Cantzley
Secret in unser Residentz Hannover den 30. Septembris Anno 1657 Georg
Wilhelm.“
In dem Zeitungsartikel „In Polle ist
heute Weihnachtsmarkt “ aus dem Jahr 1937 wird berichtet: Am heutigen Dienstag wird hier der
diesjährige Weihnachtsmarkt abgehalten. In früheren
Jahren wurde dieser Tag von alt und jung tüchtig gefeiert, und
abends ging es zum Tanz, der bis in den frühen Morgen
andauerte und wobei es selten ohne eine „zünftige
Keilerei“ abging. In den Vorkriegsjahren
(Erster Weltkrieg) und
mehr noch vor der Jahrhundertwende war der Tag des Weihnachtsmarktes
und auch die Tage der beiden im April und September stattfindenden
Märkte regelrechte Feiertage. Aus der nahen und weitern
Umgebung kam man damals nach Polle zum Markt. Knechte und
Mägde schlossen nicht nur hier, sondern auch in anderen Orten
keinen Dienstvertrag ab, wenn ihnen nicht zum Poller Weihnachtsmarkt
der Nachmittag dienstfrei war. Ein merklicher Rückschlag
für Poller Markte trat ein, als diese vom Montag auf den
Dienstag verlegt wurden. Von Jahr zu Jahr ließ der Betrieb
nach; während früher eine Marktbude neben der anderen
stand, sind es heute leider nur noch wenige Marktbezieher, die unseren
Märkten treu geblieben sind und in jedem Jahre wiederkommen.
Wie stark vor einigen
Jahrzehnten der Andrang der Marktbezieher zu unseren Märkten
war, geht aus einer Schilderung des Bäckermeisters Ernst
Schmidt hervor, dessen Vater damals auf den Märkten seine
Backwaren feilhielt. Schon als Schuljunge mußte er
frühmorgens den von seinem Vater beanspruchten Marktplatz
durch vier auf der Erde ausgelegten Stangen kennzeichnen und des
öfteren nachsehen, ob sie nicht entfernt waren und ein anderer
den Platz besetzt hatte. Häufig schon tauchte damals die Frage
auf, seit wann die Märkte in unserm Ort abgehalten werden.
Unsere älteren Einwohner wissen von ihren Eltern und deren
Vorfahren zu berichten, daß auch sie schon jährlich
drei Jahrmärkte
feierten. Seit wann in Polle Märkte stattfinden, ist nicht
gewiß. Feststellen läßt sich jedoch anhand
einer alten Urkunde aus dem Jahre 1657, daß bis dahin nur
zwei Märkte üblich waren.
Dieses „Offen
Patent“ von 1657 erteilt dem Flecken Polle die Genehmigung
des Herzogs Georg Wilhelm, nunmehr drei Jahrmärkte daselbst
abzuhalten, und zwar, wie das Patent angibt, „zur beforderung
der allgemeinen
Commercien“, also zur Förderung des Handels.......
Nachtrag:
Der Markt in Polle hatte
eine Ausdehnung von der Apotheke, über die
Marktstraße zur Pyrmonterstraße bis zum Ehrenmal.
Die Gewerbetreibenden kamen aus dem Lippischen und Braunschweigischen
und hatten ihre festen Stadtorte. Verkauft wurden Schweine
und Ferkel. Auch gab es Stände mit Spielzeug und
Süßigkeiten, die natürlich von Kindern
umlagert waren Der Viehmarkt war in der Mittagszeit, der Krammarkt war
am Abend beendet. Am Marktage hatte man sich freigenommen und am Abend
ging man nach Knittels auf den Saal zum Feiern. (Mitteilung von Frau
Köster, Mühlenweg und Herrn Stahlhut von der
Schulstraße) Im Klütkalender für das Jahr
1936, der unter dem Verzeichnis der Messen auch Märkte
aufführt, wird Polle als Kram- und
Viehmarkt bezeichnet. Als Markttage werden der 28.4,
29.9 sowie 8.12. und für Ottenstein wird der 2.4, 7.7, 13.10
und 10.12 angegeben. 1939 sind es die Tage am
25.4., 26.9. und 12.12. für den Flecken
Polle.
Veröffentlich:
TAH 1957,
Dreimal im Jahr wurde gefeiert;
DEWEZET 1937 , In Polle ist
heute Weihnachtsmarkt
Autoren:
H.Prigge und H.
Wettschreck
Literatur:
Klütkalender Ausgabe
1936 und 1939
Quellen:
Die Originalurkunde befindet sich im Besitz der
Gemeinde
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