Kulturlandschaftselemente in der Umgebung Polles

 Objekte im „Im Glasetal“

- „Die Lehmkuhle“, in der erhebliche Mengen  Rohstoff für den Fachwerkbau und wahrscheinlich  auch für eine Glashütte abgegraben worden sind. Urgeschichtliche Keramik wurde auch hier  aus dem Boden geborgen (Archiv der Archäologischen Denkmalpflege HOL).
 
- „Glasebach, Glasetal u. im Glase“
  deuten auf einen Glasofen / -hütte, welche hier  einmal betrieben wurde - sich  bisher aber nicht  lokalisiert ließ. (Literatur -  Otto Bloss:  Die älteren Glashütten in Südniedersachsen).
Auch befindet sich im Glasetal  eine alte Wassergewinnungsanlage / Brunnen, die bereits vor1900 angelegt wurden – heute aber kein Wasser mehr  in das Netz einspeisen.

Der Glasebach  belieferte einst auch einen Teich unterhalb der Ritterhofschule,  am Feuerwehrgerätehaus – heute Spielplatz.  Der  Flurname „Im Teiche“,  eine ältere Karte  und Funde von Teichmuscheln liefern  dazu den konkreten  Hinweis.
Im Glasetal befinden sich heute einige neuzeitliche Fischteiche,  das Schützenhaus und die Schießanlage sowie Reste der alten Schießanlage. 

- „Die Piepenbache“  wird vom  Glasebach  abgezweigt und  versorgte einst einen kleinen Brunnen  oder Teich auf dem Spritzenplatz – eine frühe Form des Feuerwehrplatzes, die heute Geschichte ist.  Am Bachlauf  breitete sich eine Fauna und Flora aus,  die auch in der  „Roten Liste  Gefäßpflanzen Niedersachsen und Bremen“  steht.
Die Piepenbache ist damit eine künstliche  und (war)   auch wichtige Wasserführung zur Versorgung des oberen Ortsbereiches, die  vielleicht schon  im Mittelalter angelegt worden ist.  Keramikfunde (Gebrauchskeramik) lassen sich  in die Zeit des 16. bis in das  19. Jahrhundert einordnen. (Archiv der Archäologischen Denkmalpflege HOL)

 
- „Piepenbach- und  Karweg
(=Karrenweg)„  führen an alten Gärten und Streuobstwiesen vorbei.  Beide Wege sind  touristisch  die schönsten Wegeführungen um den Ort.

- „Alter Hämelscher Richtweg“,  der nach einer Überlieferung noch um 1900 in Richtung Hameln genutzt wurde. Es lassen sich  bei den  verschiedenen Abzweigungen noch einige Hohlwege sowie Gräben erkennen.  Ein bronzezeitliches Hügelgrab könnte hier auf ein  altes Wegenetz  hinweisen.
Neben  dem  Poller  Schützenhaus sind  noch  eingeschliffene Wagenspuren zu erkennen, die zum „Hakenstal“ und um den „Tenderling“  zur alten  „Alten Apfelstraße“ führen.

 
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Die „Alte Apfelstraße“  gehört  wahrscheinlich  zu  einem alten  Wegesystem,  das Polle mit Lippe verband.  Dabei knickt der heutige Wege bei der Knickmühle / am Mühlenteich ab. Mit der Flurbezeichnung  „Im Knicke“  könnte somit auch eine alte Landwehr  vorliegen, die dem Ort vorgelagert war und  eine wehrtechnische Eigenschaft besaß. (Literatur -  Lügde – Eine Chronik. )

- „Der Tenderling“  ist eine Geländeformation  auf dem wahrscheinlich einmal ein (alter) Wartturm stand.  Diese  Lage  bietet hier eine gute Rundumsicht.  Ein solcher Turm ist für die stadtähnliche Anlage  des Flecken Polles  gut denkbar,  wahrscheinlich wird es weitere davon gegeben haben.  Ein anschauliches Objekt steht z.B. vor Brenckhausen (Kreis HX). Weitere Flurnamen zum Thema lassen sich nur im Weserbergland nachweisen.    Eine genaue Ausdeutung  des Flurnamens ist bisher noch nicht gelungen. (Literatur – Friedrich Wittkopp 1958:  Heinsen – Ein Grenzdorf).
Das Objekt Tenderling zeigt heute noch verschiedene Terrassen, einen Wall und eine künstliche Erhebung auf dem höchsten Punkt.  Im Tal – Sumpfbereich sind noch ältere Teichanlagen / Dämme erkennbar, in denen einmal Wasser für den kontinuierlichen  Zufluss der Amtsmühle gespeichert wurde.

Objekte am „Birkenberg“

- Die Terrassenäcker  am Birkenberg wurden noch in den 50. / 60. Jahren betrieben und später mit Fichten bepflanzt oder  verwilderten dann völlig.  Die Terrassenäcker erinnern an Langstreifenflure, die quer zum Hang gepflügt wurden und heute noch in der Seitenansicht gut erkennbar sind.   (Literatur - Helmut Jäger 1965:  Methodisches  Handbuch für Heimatforschung in Niedersachsen;  Band 1  und  Wolfgang Wagner 1990:  Flecken Polle – Eine Bilderchronik)

- „Der Judenfriedhof“  mit einem Gedenkstein und einer Einfriedigung (Jägerzaun) befindet sich unterhalb der ehemaligen Jugendherberge / Parkplatz.  Als ehemaliger Friedhof, der einst mit Sandsteinplatten umstellt war, ist er heute nicht mehr zu erkennen

- „Der  Gerichtsplatz“  liegt westlich der ehemaligen Jugendherberge.  Noch um / vor 1800   wurden hier Hinrichtungen vorgenommen und die  Leichen  am Totenberg  begraben.  Nach einem Flurnamen und einer alten Karte gibt es noch eine ältere Richtstätte.  ( Literatur  - Graumann 1973:  Flurnamen des Landkreises Hameln-Pyrmont  und  Lotte Prigge 1978: Chronik des Fleckens Polle. 

- Objekt im Wald / Forst der Genossenschaft Brevörde / Birkenberg.  Es handelt sich da um Wälle, Gräben und/ oder Aufwerfungen; also eine starke Bearbeitung des Geländes in ausgesprochen prädestinierter  Lage.  Denkbar ist hier eine Rohstoff- / Steingewinnung. Aber  es könnte sich  um unbekannte Burg- / Wallanlage handeln, die dann noch zu vermessen wäre. 

- Geologisches Objekt „Falkenhagener Graben / -einbruch“.  Es handelt sich hier um einen bedeutsamen geologischen Grabeneinbruch aus vorgeschichtlicher  Zeit. Der Köterberg zeigt hier  gut  die  eigentliche Höhe an.  Bei Hummersen gab es Bergbauversuche und auch westlich von  Polle ist ein Stollen bekannt - in dem Pyrit abgebaut worden sein soll.  Der Grabeneinbruch kann gut von den Ottensteiner Serpentinen  beobachtet werden.  Durch die Verwitterung entstanden hier umfangreiche Lehm- und Tonvorkommen, die auch noch neuzeitlich abgebaut worden sind;  (Literatur - O. Gruppe 1912:  Erläuterungen zur Geologischen Karte / Blatt Holzminden u.  Veröffentlichung / Wolfgang Wagner 1984: Lehm- u. Tonvorkommen in der Umgebung von Polle und dessen Verwendung.). 

- Die Mergelkuhle  ist ein interessantes geologisches Objekt aus der Erdgeschichte der Trias; hier speziell als Standardprofil durch den Keuper erkennbar, welcher  auch als Melorationsmittel eingesetzt/  verwendet wurde. (Veröffentlichung – W.Wagner 1982 TAH: Als noch gemergelt und  der Kalkstein gebrannt wurde.)  Bei Meiborssen ist ebenfalls noch eine große Mergelkuhle erhalten, bei auch gemergelt wurde. 

- Der Burgberg mit der Ruine.  Dieser Sporn aus Muschelkalk im alten Sprachgebrauch auch als „Poll“ bezeichnet ist im Wesentlichen der Abschluss des Falkenhagener Grabens. Noch vor 1900 war diese Fortsetzung des Burgberges eine seichte Stelle als „fort“ in der Crabbeschen Karte des 16.Jahrhunderts bezeichnet, welche die Schifffahrt behinderte. Eine größere Furt war sehr wahrscheinlich nur bei Brevörde ( alte Bezeichnung: Bredenförde = breite Furt!).  Dazu kommt eine Stromteilung, die durch Landgewinnung  im 17./ 18. Jahrhundert beseitigt worden ist.  Bei Hochwasser können diese Alt- / Seitenarme der Weser beobachtet werden. Um 1925 kam zu Anfertigung / Gestaltung von  Dämmen  am Weserufer. 

- Ehemaliger Steinbruch der Norddeutschen Hütte. Heute ein kleinräumiges Naturschutzgebiet mit einer interessanten Trockenrasenflora - verschiedenen Enzianen und Orchideen.  In dem Steinbruch wurde ca. 40 Jahre lang  hochwertiger Trochitenkalk abgebaut, der auch speziell für die Eisenverhüttung Verwendung fand.  Der Kalksteinbruch liefert den Hinweis auf  weitere  große Kalksteinbrüche (Brevörde, Kapenberg usw.), in dem der Kalkstein gewonnen und auch verschifft wurde.  In Vergangenheit gab es einige aktive Kalköfen im Amt Polle, die gebrannten Kalk herstellten. Der letzte Ofen  steht heute in Heinsen - in der Hagengrund.  In Polle wurde der letzte Kalkofen am „Robrexer Bergweg“ betrieben;  Reste sind davon nicht mehr erhalten. 

- „Im Robrexen“  und  „Wilmeröderberg“  Es handelt sich hier um altes Siedlungsgebiet, das bereits um 1000 mit „Windelmurode“  und  „Rutbertessen“ genannt wird  und  zum Haupthof nach Heinsen (Heinhausen) gehören.  Eine kontinuierliche Besiedlung  bis in die Neuzeit scheint nicht vorzuliegen.  Terrassenäcker, Wiesen und wenige Streuobstwiesen sind im „Robrexen“  noch  erkennbar. 

- Weitere interessante Objekte gibt es mit der Bommburg bei Brevörde und dem ehemaligen Notflugplatz der Luftwaffe bei Heinsen.  Es ließen sich sicherlich noch weitere interessante Kulturlandschaftselemente erkennen und auch benennen. Ein guter Einstieg ist aber hiermit gemacht worden. Ein weiterer Ansprechpartner ist Andreas Kretschmer, Försterweg in Polle. 

Autor: Wolfgang Wagner