Auf der Poller
Burg wird weiter gegraben
Burgruine und Museum Burg Polle ab 1. Mai geöffnet 7 bisher über
4.000 Funde
Polle (fhm)
Im dritten Jahr
wird auf der Burg in Polle schon gegraben, und die Ergebnisse sind
mehr als erstaunlich. Kreisarchäologe Dr. Christian Leiber präsentierte
jetzt im Museum Burg Polle die neuesten Ausgrabungsergebnisse und
dankte allen Beteiligten für ihre Hilfe. "Diese Grabung
ist eines der wichtigsten Projekte", stellte er fest. Ziel sei
es, offene Fragen der Burgen und Regionalgeschichte zu klären.
Außerdem nähme die Burgruine einen wichtigen Platz im touristischen
Konzept des Kreises ein. "Hier steckt viel Potenzial drin",
so Dr. Leiber.
Im
dritten Jahr führt die Kreisarchäologie die Ausgrabung auf
der Burg durch und wird dabei von der Geschichtsarbeitsgruppe der
Initiative "Polle hat Zukunft", ehrenamtlichen Helfern,
der Beschäftigungsgesellschaft Holzminden und dem Haus Eckberg
in Polle unterstützt. 4.000 Fundstücke sind bisher ausgegraben
worden, davon wurden schon 2000 Stück untersucht und archiviert.
Die Burg, so erklärte Dr. Leiber, wurde unmittelbar auf den Fels
aufgesetzt, wobei die Menschen vor 900 Jahren mit Steinbruchwerkzeugen
gearbeitet haben. Zwar lasse sich an diesem Ort keine Siedlungskontinuität
seit der Vorzeit feststellen, jedoch könne man von prähistorischen
Lebensspuren ausgehen. Der Burgkomplex selbst entstand wahrscheinlich
in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts. Diese Frage soll ebenfalls
durch die Fortsetzung der Grabungen geklärt werden, hofft Dr.
Leiber. Zu den bisherigen Funden gehören Münzen, Brettspielsteine
aus dem 13. oder 14. Jahrhundert und Zapfhähne aus Buntmetall
(um 1420). Irdenware aus dem 13. und 14. Jahrhundert gehören
auch zu den Funden. Die Grobdatierung lasse sich auf der Burg relativ
einfach vornehmen, da durch den großen Brand aus dem Jahr 1641
eine Erdschicht mit Brandspuren vorhanden sei, die als Trennlinie
diene. Ebenfalls gefunden wurden Ofenkacheln aus der Zeit der Renaissance
und Reste der früheren Innenwände, die noch Spuren der Bemalung
enthalten. Alle diese Funde werden Zeitgleich zu den Grabungen ausgewertet
und mit den Erkenntnissen in der Fachliteratur verglichen. Erich Müller
von der Verwaltung des Fleckens Polle machte deutlich, dass diese
Ausgrabung nur durch die tatkräftige Hilfe der Beschäftigungsgesellschaft
und des Vereins "Polle hat Zukunft" zusammen mit der Laienspielgruppe
möglich sei. Durch die Beschäftigungsgesellschaft seien
in den vergangenen beiden Jahren 104 Mitarbeiter nach Polle zu befristeten
Maßnahmen gekommen, die 7.200 Arbeitsstunden geleistet haben.
Die Arbeit der Archäologie des Landkreises Holzminden selbst
schlägt mit 500 Arbeitsstunden zu Buche.
Der Verein "Polle
hat Zukunft" hat schon 1.000 Arbeitsstunden geleistet. Durch
die Vermittlung des Freiwilligenzentrums der Courage-Stiftung Holzminden
gehören auch Bewohner der Therapieeinrichtung Haus Eckberg in
Polle zu den Mitarbeitern der Grabung. Sie haben bisher 200 Stunden
bei der Grabung gearbeitet.
Dieter Müller
von der Geschichts-Arbeitsgruppe der Initiative "Polle hat Zukunft"
unterstrich die Bedeutung der Ausgrabung für Polle. Die Initiative
werde ihre Mitarbeit fortsetzen. Er freue sich darüber, dass
man die Funde im neuen Museum Burg Polle ausstelle und damit den Besuchern
des Ortes eine weitere Attraktion anbieten könne. Museum und
Burgruine, so Dieter Müller, werden ab 1. Mai wieder für
Besucher geöffnet. Die Ausgrabungen werden dann weiter laufen,
so dass die Besucher auch die archäologische Arbeit auf der Burg
in Augenschein nehmen können.
Abbildungsbeschreibung:
Im Bereich des eigentlichen
Burgzugangs, am Kammertor, erklärt Kreisarchäologe Dr. Christian
Leiber (links) Erich Müller (von links), Una Seele, Hans-Jürgen
Jukiel, Tobias Frank und Dieter Müller die Ausgrabungsergebnisse.
Foto oben: Die Münze gehört zu den Fundstücken auf
der Burg
und stammt wahrscheinlich aus dem Lipper Raum.
Una Seele von
der Beschäftigungsgesellschaft Holzminden bekräftigte die
Kooperation ihrer Einrichtung. Es sei schon gelungen, Teilnehmer der
Maßnahme auf der Burg wieder in den ersten Arbeitsmarkt zu integrieren.
Tobias Frank vom Freiwilligenzentrum und Hans-Jürgen Jukiel,
Leiter der Tagesstruktur
Haus Eckberg, freuen sich über die Kooperation und den Einsatz
der Bewohner des Hauses Eckberg.