Ein fast unbekanntes Grab und seine Bedeutung für die Ortsgeschichte: Die Grabstätte der Familie Prigge in Polle.
Die Aufnahme zeigt den heute noch vorhandenen Grabstein, der das Familiengrab der Prigges auf dem alten Friedhof in Polle markiert. In der Tabele unten sind einige Daten aufgeführt.
Hier ruht
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Gedenkstein unserer dem Krieg zum
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Hier ruht
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Opfer gefallenen Kinder.
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Johann Prigge
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Marianne Prigge
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Charlotte Prigge
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19.7.1884
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Geb. 5.10.1924 gefallen am 3.4. 1945
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2.5.1893
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16.5.1953
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beim Fliegerangriff in Holzminden
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24.12.1978
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und ihrer im Osten ruhenden Brüder
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Hans Prigge geb. 8.8.1916 / gefallen 19.7.1941
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Rainer Prigge geb. 23.4.1926 /gefallen 16.10.1944
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Johann Prigge mit Schulklasse um 1926: Abbildung links: Vergrößerung des linken Bildbereichs der oben dargestellten Gesamtaufnahme mit der Schulklasse von 1926.
Die Biographie der Familie Prigge und die Bedeutung für Polle
Die Erinnerung an den Lehrer (Hans) Johann Prigge ist noch bei einigen älteren Poller Bürger vorhanden und eine fast vergessenes Grabstätte auf dem Friedhof am Angerweg führt uns in eine Zeit des politischen Umbruches und des Zweiten Weltkrieges. Prigge war Lehrer an der hiesigen Volkschule (Burgstraße) und Kantor in der Kirche. Seine Interessengebiete waren die Heimat-/Ortgeschichte Polles. Er sammelt heimatkundliche Aufsätze und schrieb auch einige Berichte. Er beschäftigte sich mit der Wegenerschen Kontinentaldrifttheorie (soll in Deutschen Museum in München liegen). Er zeichnete alte Orts-& Burgansichten und er legte verschiedene Materialsammlungen (u.a. eine Urchronik) - auch von den Burgfestspielen an, die heute noch zur Hand genommen wird und eine wichtige Quelle der Überlieferung ist. Auch sein Wirken als strenger Lehrer und in der Partei (NSDAP) wird überliefert. Ein schwerer schicksalhafter Einbruch muss der Tod beider Söhne 1941 und 1944 sowie der Tochter Marianne beim Fliegerangriff in den letzten Kriegstagen sein. Dieses wird das Ehepaar Prigge schwer getroffen haben. Nach dem Krieg hält er häufig Vorträge - ist bekannt wie ein „bunter Hund“ und findet dort Anerkennung. Als letzten Wunsch unternimmt er eine Italienreise, die ihn nach Sizilien führen soll, von dort kommt er als Lebender nicht zurück. Seine Frau Charlotte gibt
„post hum“ mit Unterstützung der Gemeinde Polle 1976 die „Chronik des Flecken Polle“ heraus. Diese Materialsammlung löste seiner Zeit große Resonanz an den alten
Ansichten – dem verlorenen Ortsbild aus. Er beteiligt sich auch an den neu gründeten Burgfestspielen und ist dort ein ruhender Pol.
Lehrer Karl Faupel fertigte mit Kindern im Werkunterricht nach seinen Zeichnungen das idealisierte Burgmodell an. In der Gemeindeverwaltung wird seine Materialsammlung als Urchronik aufbewahrt und sein Wirken ist bis heute nachvollziehbar.
Seine Frau Lotte Prigge folgt ihm 1978 ins Grab. Wenn wir auch
heute nicht alle Theorien akzeptieren
können (z.B.die Idealvorstellung der Burg, der Ort soll aus einem römischen Lager entstanden sein), so ist sein Nachwirken ohne Zweifel noch vorhanden.
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