Landschaftsbeschreibung des Gebietes um Polle - Teil 1

Texte und Berichte zu Polle

1. Allgemeine Fragen


1.1 Die geographische Einordnung des Kartiergebietes


Das Kartiergebiet VIII umfasst das Gebiet vom Ostufer der Weser gegenüber der Ortschaft Brevörde - Flusskilometer 94 bis Flusskilometer 97 - bis hin zum Kapenberg über den Heinser Klippen - Flusskilometer 89 bis 88.


Der Kapenberg als Ausformung eines Prallhanges liegt südlich des Gleithanges, der gegenüber der Ortschaft Brevörde, ebenfalls am Ostufer liegt. Somit beträgt die Längsausdehnung des Gebietes in Nord-Süd-Richtung ca. 2,5 km, die Ost-West-Ausdehnung ca. 3 km.


Der weite Flussbogen der Weser bei Polle, der die Flussabschnitte des Kartiergebietes verbindet, tangiert das Kartiergebiet im Westteil, während der Ostteil durch die Ortschaft Reileifzen vorgegeben ist.

Das Kartiergebiet ist durch folgende Koordinaten des Gauß-Krüger-Systems umrissen:


1) 3529,000/7052,900;

2) 3529,000/ 7050,700;

3) 3532,000/ 7051,750;

4) 3532,000/ 7050,300.

1.2 Die Erreichbarkeit des Gebietes


Das im verengten Teil des Wesertals liegende Kartiergebiet ist von Norden und Süden über die Bundesstraße 83 bis Polle und von dort weiter mit der Weserfähre erreichbar. Alternativ kann die Weserschleife ab Bodenwerder (Norden) oder Holzminden (Süden) auf der östlichen Weserseite über Land und Kreisstraßen erreicht werden. Von Westen ist es bei Auslassung des Fährüberganges in Polle ebenfalls über Bodenwerder oder Holzminden (Weserbrücken) anzufahren.

Der nächstgelegene Bahnhof ist Holzminden.

Die direkte Busanbindung erfolgt ab Hameln - Bodenwerder oder Holzminden.





2. Einordnung der Stationen nach Profillage, Topologie, Geologie und Morphologie


2.1 Das Gebiet im Gesamtüberblick (Topographie)

Von Süd nach Nord fallt das Oberflächenprofil in drei Abschnitten unterschiedlicher Gefällegrößen von gut über 200 m ü. NN bis auf ca. 80 m ü. NN - der lokalen Erosionsbasis , dem Fluss - ab. Der Kapenberg erreicht als höchste Erhebung des Kartierbereichs eine Höhe von 234,8 m ü.NN.


Diese Höhenabstufung lässt sich anhand des angefertigten Profilschnittes sehr gut verfolgen, wobei die Schnittlinie zwei Richtungswechsel aufweist und somit in drei Abschnitten verläuft.


Der südliche Linienausgangspunkt besitzt die Koordinaten: 3530,920/ 7050,896.

Der erste Profilabschnitt verläuft in NNW-Richtung oder ungefähr 343 Grad. Nach 1390 m Luftlinie ist auf dieser gedachten Linie der erste Wendepunkt mit den Koordinaten 3530,520/7052,200 erreicht; von hier aus verläuft der Schnitt in NW-Richtung oder ungefähr 310 Grad, bis nach ca. 970 m Luftlinie der zweite Knickpunkt bei den Koordinaten 3529,7801 7052,800 erreicht ist. Von hier aus verläuft die Schnittlinie für die letzten 170 m genau nach N oder 0 Grad.




2.2 Die drei Gefälleabschnitte


Der erste Gefälleabschnitt, der der steilste ist, weist ein Gefälle von ungefähr 1 zu 6 oder rund 17% auf. Dieser obere Gefälleabschnitt läuft über 600 m Luftlinie entlang des Profils bis zu einer Höhe von ca. 100 m ü. NN.


Hier beginnt der zweite Gefälleabschnitt, der auch das mittlere Gefälle mit ca. 4,5% aufweist. Dieser Abschnitt ist als Übergangsbereich zum dritten und am schwächsten geneigten Abschnitt zu sehen, der sich vom ersten Wendepunkt bis zum Profilende hinzieht und den gesamten Bereich der Flussaue unter der Mittelterrasse ausmacht. Dieser Bereich weist Höhenunterschiede von 85 m ü. NN bis 80 m ü. NN auf seiner gesamten Länge auf. Hierbei sollte der Schnittverlauf zwischen erstem und zweitem Wendepunkt beachtet werden, der die Längenwerte zu höheren Werten verzerrt, was jedoch bei den geringen Schwankungen der Profildarstellung mit fünffacher Überhöhung kaum Signifikanz erreicht.


Auffällig bei der Topographiebetrachtung ist der Mittelterrassenrest im Bereich des ersten Wendepunktes, der auch im Profilschnitt als deutliche Erhebung und Unterbrechung des ansonsten abschüssigen Geländes erkennbar ist.


Auch die Kiesgruben, die bis unter Grundwasserniveau reichen, unterbrechen das bis hierhin stetig fallende Profil, sind jedoch künstlichen, anthropogenen Ursprunges und nicht aus der natürlichen Landschaftgenese heraus erklärbar.



2.3 Lage der Stationen


Auf der beigefügten Karte wird zwischen Standorten und Fotoaufhahmepunkten unterschieden. Erstere wurden in ihrer räumlichen Lage durch Schnittlinie und Höhenlage und nach den Kriterien Boden (s. 3), Geologie sowie Morphologie untersucht. Die Aufhahmestandpunkte dienen der visuellen Verdeutlichung.

Insgesamt wurden acht Standpunkte sowie die jeweils nähere Umgebung entlang der Schnittlinie aufgenommen. Dabei liegen fünf betrachtete elementare Raumzellen oder Standorte im ersten Profilabschnitt bis zum ersten Knickpunkt, die mit 1, 2, 3, 5a und 5b nummeriert sind, wobei Standort 1 am Schnittbeginn, 5b am ersten Wendepunkt liegt.

Standort 6b befindet sich auf dem zweiten Schnittpunkt, Standort 6a zwischen Punkt 6b und 7, wobei letztgenannter den Schnittlinienendpunkt beschreibt.



2.4 Die Stationen im Überblick


Standort 1

Längsachsenbemaßung im Profilschnitt: 0 m

Höhe:  180 m ü. NN

Terrassenbereich: Oberterrasse

Morphologie: Bereich des Schichtstufenkammes [1]

Gefällemessung: ~ 30°

Geologie: Harte, kristalline Kalkbänke mit Kalkplatten und Lettenlagen


[1] Im Bereich des Schichtstufenkamms befindet sich im Kapenberg die Kreismülldeponie Holzminden mit ihrer Abdichtungstechnik. Somit ist in diesem Bereich die natürliche Situation antrophogen gestört, da als Abschottung in diesem Bereich ein ca. fünf Meter hoher Wall, mit einem Gefalle von über 30° aufgeworfen wurde. Hier macht sich als Ausgleichsbewegung eine starke Bodenfluktuation (Blockausrichtung) bemerkbar, die die im naturbelassenen Bereich der ersten drei Standorte deutlich übertrifft.



Standort 2

 Längsachsenbemaßung im Profilschnitt: ca. 70 m

 Höhe: 170 m ü. NN

Terrassenbereich: Oberterrasse

Morphologie: Bereich des rückwertigen (bezogen auf die Stirnfläche) Schichtstufenabfalles

Gefällemessung: 8° - 10°

Geologie: Kalkplatten mit Lettenlagen



Standort 3

Längsachsenbemaßung im Profilschnitt, ca. 490 m Höhe: 115mü.NN

Terrassenbereich: Auslaufende Oberterrasse im Grenzbereich zur Mittelterasse

Morphologie: "Schichtstufenfuß" mit deutlicher Randzertalung

Gefällemessung: 6°

Geologie: Kalkplatten mit Lettenlagen. Teilweise inselartige Bereiche von Schottern einheimischer und fremder Bereiche.



Standort 5a

Längsachsenbemaßung im Profilschnitt, ca. 1090 m

Höhe: ca. 80 m ü. NN - Grundwasserniveau3

Terrassenbereich: Mittelterrasse / Niederterrassenbereich [4]

Aufschlussbeschreibung: - durch Kiesloch unterbrochener Mittelterrassenbereich;

-  geringes Gefälle an der Oberfläche;

-  starke Differenzierung durch den Steilhang (bis 90° Gefälle);

-  Aufschluss sämtlicher Ablagerungsphasen des Alluviums;

- Schichtdifferenzierung durch Korngröße und Form (kantengerundete Schotter der Mittel- und Grobsand- sowie der Kiesfraktionen);



Standort 5b

(Trigonometrischer Punkt / Wendepunkt 1)

Längsachsenbemaßung im Profilschnitt: ca. 1400 m

Höhe: 92 mü. NN

Terrassenbereich: Mittelterrasse

Reliefdifferenzierung: Im Randbereich des Mittelterassenrestes starkes Gefalle in den Auenbereich hinein



Standort 6a

Längsachsenbemaßung im Profilschnitt: ca. 2480 m

Höhe: 80,5 m ü. NN

Terrassenbereich: mittlere Niederterrasse von Auenlehmablagerungen überdeckt [5]



Standort 6b

Längsachsenbemaßung im Profilschnitt: ca. 2380 m

Höhe: 81 mü. NN

Terrassenbereich: mittlere Niederterrasse von Auelehmablagerungen überdeckt [5]



2) Standort 5a liegt im Bereich eines Schottersteilhanges am Rande eines einstigen Kiesloches. Dieser Bereich gehört zu dem Naturschutzgebiet Heidbrinck und ist ein bis zum Grundwasserspiegel sichtbarer Aufschluß der Schotterablagerungen unter dem Mittelterrassenrest.

3) s. Anmerkung 3.

4) nähere Informationen s. Bodenanalyse des Standortes;



Standort 7

Längsachsenbemessung im Profilschnitt: ca. 2580 m - Vorfluter Dieser Punkt liegt im Bereich der Uferbefestigung, so dass keine nennenswerten Ergebnisse erzielt werden konnten.



3. Böden


3.1 Bodenuntersuchung der einzelnen Standorte


Standort 1

In den oberen Bodenschichten - bis ca. 15 cm Tiefe - hellbraune Färbung. Ab 10 bis 15 cm Graubraunfärbung.


Korngrößenfraktionen im tonigen bis schluffigen Bereich (Knirschprobe, roll- und formbar, das Material behält die gegebene Form).


HCl - Test: ab ca. 75 cm Bodentiefe im Cv-Horizont leicht positive Reaktion; ab ca. 90 cm heftige Reaktion mit starker C02-Entwicklung bei schätzungsweise 50% Kalkanteil (CaC03).


pH-Wert-Bestimmung: Im oberen Bereich einer dünnen Humusauflageschicht (O, - und Oh - sowie Ah-Horizont).


Ergebnis / Bodentyp: Bodenbildung und Gesteinsverwitterung auf Kalkgestein: Rendzina mit Übergängen zum Bodentyp von Braunerdenprofilen.



Standort 2

Unter einer dünnen Auflage- und Humusauflageschicht (Ol,- und Oh-Horizont) befindet sich eine ausgeprägte Humusschicht mit ca. 8 cm Mächtig- bzw. Gründigkeit. Die Horizontdifferenzierung im Bohrtiefenbereich bis 100 cm entspricht der des nahegelegenen ersten Standortes.


HCl - Test: Aufgrund der größeren Humusschichtmächtigkeit liegt hier eine stärkere Bodenversauerung als bei Standort 1 vor - keine oder wenig C02 – Bildung (fortschreitende Entkalkung des Horizontmaterials von der EOF aus).


pH-Wert: bis zum Ah-Horizont sehr stark sauer, pH-Wert 4 (rot)
bis 50 cm Tiefe stark sauer, pH-Wert 5 bis 5,5 (orange)
ab 50 cm Tiefe bis ca. 100 cm pH-Wertabnahme auf 5.



Besonderheiten Stationen 1 und 2:

Aufgrund des starken, von Station 1 zu Station 2 abnehmenden Gefälles, liegt ein deutliches Hanggleiten vor, so dass die Gründigkeit der verschiedenen Horizonte mit dem Anstieg des Gefälles abnimmt.

Infolge der wachsenden Humusmächtigkeit nimmt die Huminsäurenkonzentration in diesen Horizontbereichen aufgrund der längeren Sickerzeiten proportional zu. Hierbei schreitet der Demineralisierungsprozess in größere Bodentiefe vor. Prozessverstärkend wirkt sich auch die längere Verweilzeit des abfließenden Wassers bei geringerem Gefalle aus, womit effektiv mehr Wasser versickert.



Standort 3 (Rendzina mit Übergang zur Parabraunerde)

Die Gründigkeiten der verschiedenen Horizonte nimmt ebenso zu wie deren Differenzierung. Während die Auflagen- und Humusauflagenhorizonte (Ol, und Oh) gleichbleibend gering mächtig im Bereich weniger Millimeter schwanken, misst der Humushorizont oder Ah-Horizont eine Gründigkeit von ca. 10 cm auf.

Deutlich lassen sich drei verschiedene Bodenfärbungen und pH-Werte im Verwitterungshorizont (Cv-Horizont mit Übergängen zu einem Bv-Horizont) unterscheiden:


1.       oberer Cv-Horizont: 10 YR (Yellow-Red) 3 / 2; pH-Wert: 4, sehr sauer;
2.       mittlerer Cv-Horizont: 10 YR (Yellow-Red) 5 /4; pH-Wert: 5, sauer,X
3.       unterer Cv-Horizont bei ca. 95 cm:  10 YR (Yellow-Red) 5 / 4; pH-Wert 7 bis 8;

      (pH-Werte nach Messung der entsprechenden Standortproben); Ab 95 cm Tiefe nimmt der Bodenskelettanteil an Kalksteinbruchstücken zu.



Besonderheiten Standort 3:

In diesem Übergangsbereich der Ober- zur Niederterrasse sind teilweise Schwemmfächer nachweisbar, die durch hangabwärtsgerichteten Materialtransport entstanden. Die Transportform des Bergsturzes oder auch Hangrutsches hinterließ an einigen Stellen quer zum Isohypsenverlauf gerichtete leichte, aber deutliche Einschneidungen bzw. Transportlinien.



Standort 4

(Niederterrassenabfolge im ungestörten Aufschluss außerhalb der Schnittlinie)

Hier sind Auenlehmablagerungen über den Bereichen der unteren und oberen Niederterrassen zu beobachten.[6]

In der Horizontabfolge fehlen die Humusschichten. Der obere Aufschlussbereich ist bis ca. 30 cm Tiefe stark durchwurzelt und bis ca. 70 cm trocken und rissig. Ab 70 cm erfolgt eine Durchnässung durch Kapillarwirkung im Feinporenbereich durch den nochmals ca. 30 bis 50 cm tiefer liegenden Grundwasserspiegel, den der Wasserstand im benachbarten Kiesloch repräsentiert.


Im Auenlehmprofil lässt sich an dieser Stelle eine leichte Farbdifferenzierung erkennen:


Oberbereich: 7,5 YR (Yellow-Red) 6 / 3

Unterbereich (ab ca. 60 cm): 7,5 YR (Yellow-Red) 5/3.

Korngrößenfraktionen: sehr fein lehmig, relativ homogen.



Standort 5b

Im Bereich der Mittelterrasse ist ein typisches Braunerdenprofil auf Löß erkennbar.


Ol-Horizont:       Blattlaub, teilweise Lochfraß;

Ah-Horizont:      Humushorizont, pH-Wert hier bei 4 bis 5 (bis 20 cm) und im Übergangsbereich zum Verwitterungshorizont 5 (bei 40 cm);

Farbe: 5 YR 4/2; HCl-negativ;

Bv-Horizont:        pH-Wert 4 bis 5 (Zwischen 50 cm und 100 cm);

Farbe: 7,5 YR 4 / 6 (bis 70 cm) und 5 YR 4 / 4; Rotbraunfärbung deutet auf Eisen- und Aluminiumionen hin; HCl-negativ;

C-Horizont:         Die Schotterflächen der Unterterrasse, wie sie im Aufschluß 5a sichtbar werden.

70 cm  bis 100 cm: 5 YR (Yellow-Red) 4 / 6

  

5) Die Kiesbestandteile der oberen Niederterrasse erscheinen im Aufschluss unter dem Auenlehmschwemmaterial gerichtet, was auf die Ablagerungsbedingungen einer gleichmäßig strömenden Gewässers schließen lässt.

6) Im Standort 5a ist das Bodenprofil wegen der starken Störung im Aufschluss -Steilwand des einstigen Kieslochs - nicht im Rahmen des Praktikums erreich- und auswertbar.



Standort 6a und b [8]

Ähnlichkeiten zu Standort 4;

HCl-Test negativ, d.h. kein CaC03-Gehalt in allen Horizonten und Tiefenbereichen; pH-Test muss wie schon zuvor mangels Indikatorflüssigkeit entfallen;


Färbungen: bis 40 cm: 5 YR (Yellow-Red) 4 / 4;

40 cm  bis 70 cm: 7 YR (Yellow-Red) 5/3;



3.2 Die Bodencatena


Die beschriebenen Bodenprofile in ihrer Abfolge vom Schichtstufenkamm (Station 1) bis zum Flussufer (Station 6a) entsprechen weitgehend dem zu erwartenden Ergebnis: Angetroffen wurden die verschiedenen Entwicklungsstufen bei der Bodenbildung auf Kalkgestein vom Renzinaprofil bis zur Braunerde.


Ebenfalls sind Parabraunerden in den durch Löß abgedeckten Bereichen nachweisbar.

Im Schwemmbereich des Flusses finden sich Sedimente verschiedener Auenlehme mit den jüngsten Ablagerungen in den oberen Schichten. Diese scheinen aus Mittelgebirgshochlagen am Flussoberlauf zu stammen, wo kulturhistorisch eine anthropogene Erschließung entsprechender Flächen mir der hiermit verbundenen Rodung zur entsprechenden  Materialverlagerung durch Erosion führte (vgl. Siedlungsgeschichte).


Ältere Ablagerungen der prähistorischen Zeit konnten/wurden allenfalls im Randbereich erreicht, da die Bohrtiefe nur 100 cm betrug.


7) Zusammenfassung der Standorte 6a und 6b aufgrund des Fehlens von Unterschieden. Standort 6b wurde gewählt, da er in einem abgeschnittenen Flussmäander mit vermuteten Schlickablagerungen nach Hochwasserständen liegt. Dieses konnte von uns jedoch nicht nachgewiesen werden. Ein möglicher Grund könnte der anthropogene Einfluss mit der Überformung durch landwirtschaftliche Nutzung sein, zu der neben der mechanischen Bodenbearbeitung ebenfalls das Aufbringen bzw. Einbringen von Klärschlämmen zählt.

       



4. Die Vegetation im Verlauf der Schnittlinie


Allgemeine Bemerkungen:

Die folgende Beschreibung der Flora bezieht sich auf den Eichenmischwald im Kartiergebiet, der sich von der Schichtstufe bis hin zum Auenland bzw. Ackerland zieht. Diese Vegetationsform bedeckt nahezu die Hälfte der Fläche des Kartiergebietes, während ein ähnlich großer Flächenanteil durch das Ackerland bedeckt wird. Die landwirtschaftliche Nutzung erstreckt sich auf die lößbedeckten Bereiche mit Parabraunerden, die eine ertragsreiche Bewirtschaftung auf diesen agrarisch hochwertigen Flächen zulassen.


Die Waldform ist größtenteils die des bewirtschafteten Forstes. Das bedeutet, dass eine Bewirtschaftung mit Einschlag und Säuberung sowie der Anlage eines Wegenetzes zur rationalisierten maschinellen Bewirtschaftung sowie aus Brandschutzgründen mit der Anlage entsprechender Brandschneisen durchgeführt wird. Diese Bewirtschaftungsform soll unter wirtschaftlichen Gegebenheiten mindestens eine kostendeckende Bearbeitung ermöglichen. Die Ertragssicherung erfolgt u.a. durch die Anlage des Mischwaldes, der weniger empfindlich auf Umweltstörungen reagiert als Monokulturen.

(Anmerkung: Zeitlich nach bzw. während der Kartierung wurden die Wald- bzw. Forstbereiche, sprich die gesamten Waldflächen, auch jene im Bereich der oberen Niederterrasse (oNT) nördlich der Kreisstarße nach Reileifzen in ein Landschaftschutzgebiet überführt, so dass die weitere Forstwirtschaft in diesem Betrachtungsbereich ausgeschlossen wurde – vgl. u.).


Der gesamte südlich der Kreisstraße nach Reileifzen liegende Mischwald ist mit Ausnahme eines ca. 140 Tausend qm oder 1,4 ha großen Schutzgebietes (zum Zeitpunkt der Aufnahme) vor allem der Holznutzung vorbehalten. Im Kartiergebiet handelt es sich hierbei um eine Fläche von ca. 2,5 qkm.


Der nördlich der genannten Kreisstraße gelegene Wald erhielt zusammen mit einigen ungenutzten Kiesgrubenteilen den Status eines Naturschutzgebietes, wobei es sich um eine Fläche von ca. 1,1 qkm (110 ha) handelt.


Obschon der Mischwald (nördlich der Kreisstraße) künstlich angelegt wurde, kommt er der ursprünglichen, potentiellen Vegetationsform dieses Gebietes recht nahe, so dass u.a. über die Renaturierung bzw. weitere Verwilderung der geschützten Flächenanteile ein ökologisch gesunder Kreislauf geschaffen werden soll, der die gesamtökologischen Zusammenhänge dieses Areals positiv beeinflussen wird, wobei Arten- und Individuenvielfalt sowie die Bodenqualität die wichtigsten Beurteilungskriterien darstellen.


Diese sehr extensive Nutzungsweise widerspricht durchaus nicht der wirtschaftlichen Kompetenz, denn unter den gegebenen Bedingungen scheint die ökologisch sinnvolle ebenfalls auch eine ökonomisch lohnenswerte Nutzungsweise zu ergeben (etwa im Zusammenhang mit der Entwicklung des Tourismus).



Beispielhafte Auflistung einiger Pflanzenarten und -klassen für das erwähnte Gebiet


Laub- und Nadelholzgewächse


1. Stiel-Eiche(Quercus robur)   - Buchengewächse (Fagaceae)

Höhe: bis 45 m;

Trauben-Eiche (Quercus petraea)

Höhe: bis 40 m;

bestandsbildend in den Laubmischwäldern der tieferen bis mittleren Lagen; ökologische Schlüsselpflanzen: Lebensraum für zahlreiche Insekten und Kleinsäuger (Eichhörnchen) sowie auch für Wildschweine



2. Berg-Ahorn (Acer pseudoplatanus) - Ahorngewächse (Aceraceae)

Höhe: 30-40 m;

wichtiger Waldbaum in Buchenmischwäldern der Gebirge, oft bis zur Baumgrenze vertreten, in der Ebene seltener



3. Rot-Buche (Fagus sylvatica) - Buchengewächse (Fagaceae)

Höhe: bis etwa 30 m;

ebenfalls wichtiger waldbildender Baum, bevorzugt auf gut durchfeuchteten, nährstoffreichen Böden in sommerkühlen Klimalagen, auch auf Sand- und Kalkböden, von der Ebene bis in etwa 1500 m Höhe



4. Hain-Buche (Carpinus betulus)

Höhe: bis 20 m;

Waldbaum auf grundfrischen, nährstoffreichen, humosen Böden, bestandsbildend in krautreichen Laubwäldern; von der Ebene bis etwa 1300 m Höhe



5. Schwarz-Kiefer (Pinus nigra) - Kieferngewächse (Pinaceae)

Höhe: 20-30 m;

aus dem mediterranen Raum eingeführt, dient als Windschutz, geringe Bodenansprüche an Nährstoffgehalt und Bodendurchfeuchtung, wichtiger waldbildender Baum in trockenen Lagen Mittel- und Südeuropas



6. Küsten-Douglasie (Pseudotsuga menziesii) - Kieferngewächse (Pmaceae)

Höhe: um 50 m;

nordamerikanischer Wald- und Forstbaum, der nach dem schottischen Botaniker D.Douglas benannt wurde, der die Art in Kanada entdeckt hatte und als erster davon auch Proben nach England schickte



Flora und Fauna


1. Standort:

(Mischwald in 180 m Höhe)

Der erste Standort in der Umgebung der Müllkippe zeichnet sich durch einen künstlichen Hang in seiner unmittelbaren Nachbarschaft aus. Dieser weist ein übernatürlich starkes Gefalle auf. Deshalb tritt hier das Phänomen des Säbelwuchses sehr deutlich in Erscheinung.


Die Vegetation ist geprägt von Buchen (vor allem Rot-Buchen - dem im mitteleuropäischen Raum durch das Klima am stärksten begünstigte Baum) und Ahorngewächsen (v.a. Berg-Ahorne). Diese gliedern sich in die Gruppe der Halbschattenholzarten ein.


Ferner findet sich eine Ansammlung von Douglasien. Diese stammen aus einer bereits 1930

dort begründeten Saatzucht.

Besonderheiten: Bei dem hier vorliegenden Gefälle von ca. 30° liegt ein ausgeprägter Säbelwuchs der Bäume vor. Dieser ist jedoch weniger stark als am künstlichen Hang oberhalb, da hier das Gefalle 30° nicht überschreitet. Hanggleiten findet somit in geringerem Umfang statt.


Das Unterholz bzw. die Krautschicht ist gekennzeichnet von einem großen Vorkommen von Farngewächsen. Besonders der Wurmfarn ist hier zu nennen. Farne wachsen bevorzugt auf schattigen und feuchten Böden. Sie kommen mit einer Beleuchtungsstärke am Boden von 3-4% aus, wie sie z.B. in belaubten Buchenwäldern vorliegt. Bezeichnend für ihr Kennzeichen als Schattenpflanzen sind ihre zarten großen Blätter - somit sind sie besser in der Lage das knappe Lichtangebot möglichst effektiv auszunutzen.


Allgemein bleibt feststellbar, dass die Krautschicht im Wechsel der Jahreszeiten einem Wandel unterliegt, da im Frühjahr und Herbst ein größeres Lichtangebot vorherrscht (wenn die Bäume noch bzw. nicht mehr Laub tragen) als z.B. im Frühsommer. Somit wachsen in den Frühlingsmonaten mehr lichtliebende Arten als während der "Schattenperiode".



2. Standort:

Ähnliche Vegetation wie bei Standort 1. Auffällig ist eine stärker ausgeprägte Krautschicht mit wiederum sehr vielen Farnen aus der zahlreiche junge Bäume (ca. 50 cm - 1 m hoch) emporragen. Hier haben es die Pflanzen einfacher sich anzusiedeln, da das Gefälle nur noch 8-10% beträgtDeshalb liegt in diesem Bereich eine dickere Humusschicht vor, die als Nährstofflieferant für weitere Gewächse dient. Somit kommt der genannte Säbelwuchs auch nur noch sehr viel unscheinbarer vor. Ins Auge fallen ferner die rotleuchtenden Nacktschnecken sowie die zahlreichen Weinbergschnecken, die sich im feuchten Milieu wohlfühlen.



3. Standort:

Dieser Standpunkt in Höhe von 115m über NN (also ca. 65 m tiefer als der erstgenannte) weist eine geringere Baumpopulation pro Fläche auf. Dies führen wir auf forstwirtschaftliche Maßnahmen zurück, da z.B. die dort vorkommenden Rot-Buchen (wichtigster Forstbaum mit geringster Schädlingsanfalligkeit und hartem Holz sowie relativ geradem Stammwuchs) einen begehrten Holzlieferanten stellen. Hier ist die forstwirtschaftliche Nutzung aufgrund des geringeren Gefälles (6°) und der größeren Nähe zum Ladeplatz einfacher.

Ferner sind sowohl Hain-Buchen als auch Ahorngewächse, Eichen und Linden zu benennen. Am Boden wachsen neben vielen verschiedenen Gräsern auch Waldmeister (ein Rötegewächs, welches in schattigen, krautreichen Laub- und Mischwäldern auf nährstoffreichen, lockeren Böden vorkommt – bevorzugt auf kalkhaltigen Standorten) und der Stinkende Storchschnabel. Diese zeigen an, dass der Boden Stickstoff enthält. Steinpilze, die ebenfalls zu finden sind, weisen auf dauerhafte Feuchtigkeit im Boden hin.



4. Standort

Dieser vierte Untersuchungsstandort beschreibt die Vegetation bei bzw. in einer Kiesgrube in der Nähe unseres Schnittes. Hier fallen viele farbenprächtige Wiesenblumen ins Auge, die durch ihr buntes auffälliges Äußeres die, für ihre Bestäubung notwendigen, Insekten anlocken. Hierzu gehören z.B. die Schmetterlingsblütler Weiß- und Wiesenklee (Nähr- und Stickstoffanzeiger) sowie die Vogel-Wicke. Als Vertreter der Köpfchenblütler sind verschiedene Distelarten, der Gemeine Beifuß, die Wiesen-Wucherblume, die geruchlose Kamille und die Wiesen- Schafgarbe zu nennen.


Bei letzterer handelt es sich ebenfalls um eine stickstoffanzeigende Pflanze (sehr häufig, in ganz Europa vorkommend). Diese wächst v.a. an Wegrändern, auf Wiesen, Ödland, Rasen und Halbtrockenrasen - wie er hier angrenzend an die Kiesgrube ebenfalls vorkommt. Die Trockenheit des Auelehmbodens wird deutlich durch die vorhandenen Erdrisse bzw. sichtbare Polyedergefüge. Erst ab 70 cm Tiefe ist der Boden spürbar durchnässt.


Weiterhin kommen vor:


Scharfer Hahnenfuß     - Hahnenfiißgewächse  (liebt feuchte, stichstoflhalt. Lehmböden)

Rote Taubnessel         - Lippenblütler

Rote Lichtnelke           - Nelkengewächse (bevorzugt nähr- und stickstoffreiche, grundwasserdurchzogene Böden)

Hirtentäschelkraut       - Kreuzblütler (stickstoffliebend)

Tüpfel-Johanniskraut    - Johanniskrautgewächse  (Mager- und Halbtrockenrasen)

Kleiner Ampfer            - Knöterichgewächse (nur auf kalkfreien Böden)

Schwarzer Holunder     - Holundergewächse (auf Kahlschlägen und Lichtungen, Stickstoffanzeiger)



Standort 5a


Dieser Standort zeigt Schotterflächen, bestehend aus NT, oNT und MT. Es handelt sich um einen Aufschluss nahe einer trockenliegenden Kiesgrube. Diese erfüllt die Funktion eines Feuchtbiotops für Graureiher und Frösche. In der Nähe wachsen Weidensträucher und Erlen, die im Prinzip nur auf feuchten Standorten vorkommen. Auffällig sind ca. 1 cm große schwarzblaue Käfer, die sich von den Erlenblättern ernähren.


Als weitere Baumarten sind Trauben- und Stieleichen in der Nachbarschaft (siehe auch Standort 5b), sowie Rot-Buchen und Haselsträucher zu nennen.


Die Krautschicht setzt sich neben den unzähligen verschiedenen Grasarten aus Johanniskraut-, Knöterich-, Nelken- (Rote Lichtnelke) und Storchschnabelgewächsen zusammen. Der Rainfarn vertritt die Pflanzenfamilie der Köpfchenblütler.



Standort 5b

Dieser Standort wird durch die Lößablagerungen des Mittelterrassenrestes bestimmt, so dass

folgende Pflanzen anzutreffen sind:


Baumvegetation:

Heinbuchen, Rotbuchen, verschiedene jüngere Eichenbäume und ältere Stielelchen, Bergahorn und Kieferngewächse;

 

Bodendecker:

Brombeeren, Himbeeren als typische Bodendecker (Massenpflanzen), Moose und Farne in feuchten, schattigen Bereichen des Eichenmischwaldbodens;


Nesselpflanzen:

Brennnesseln, Taubnesseln besonders die Weiße Taubnessel als Pionierpflanzen.


Der Eichenmischwald bleibt sich als Naturschutzgebiet weitestgehend selbst überlassen, d.h., dass tote Baumreste oder Stümpfe, Faulholz, Ast- und Blattwerkreste die Auflagehorizonte mit langsamer abbaubaren organischen Materialien ergänzen, teilweise ökologische Nischen als Schattenspender oder direkte Lebensgrundlage für Pilze der verschiedensten Arten bilden.



Standort 6 (a und b)

Zwischen diesen beiden Standorten konnte, nachdem die Bodenanalysen - trotz der erwarteten Schlickablagerungen für einen der beiden Standorte - die gleichen Ergebnisse ergaben, lediglich die gleichen Vegetationsformen festgestellt werden.


Hauptsächlich handelt es sich um Ackerland, das einer so intensiven landwirtschaftlichen

Produktionsnutzung unterliegt, dass die oberen Bodenhorizonte mit Klärschlämmen vermischt werden. In wechselwirtschaftlichem Anbau wird hier hauptsächlich Getreideanbau betrieben, z.Zt. Weizenproduktion.


In den Feldrandbereichen können einige widerstandsfähige Pflanzengesellschaften bestehen, die hauptsächlich von wilder Kamille, Löwenzahn, Disteln oder Bärenklau gebildet werden, teilweise durch wilden Raps ergänzt sind, der sich von den im Mai blühenden Anbauflächen her hier ansiedelte. Brennnesseln des Randbereiches deuten - wie bei Düngung zu erwarten – auf einen hohen Stickstoffgehalt des Bodens (künstliche Zufuhr von Mineralstoffen durch Düngung bzw. Klärschlämme).



Standort 7


Die Vegetation dieses Bereiches entspricht der des Anbaurandbereich der intensiver Agrarnutzung unterliegenden Flächen, wie sie unter Standort 6 kurz beschrieben sind.



Verzeichnis der Anhänge


I.      Panoramaansicht der Weserschleife von der Burg Polle aus

II.     Fotografien aus dem Kartierungsgebiet mit Einzelbeschreibungen

III.    Beschreibung des Kartierungsgebietes aus dem Satellitenbild

IV.    Bodenproben aus den Bohrkernen der einzelnen Stationen

V.     Beschreibung von Nachbarstandorten und der Umgebung

VI.    Das Kartierungsgebiet betreffende Zeitungsartikel (mit Erläuterungen)

VII.   Dia vom Standort 6 (Flussaue)


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