Schriftreihe der Genealogischen Gesellschaft zur Geschichte der Stadt Hameln und des Kreises Hameln-Pyrmont

Herausgegeben von Hans-Georg Bleibaum in Hameln

Die Piastin Richza von Everstein

und ihre Verwandtschaft

Die Geschichte der Eversteiner

Schriftreihe der Genealogischen Gesellschaft zur Geschichte der Stadt Hameln und des Kreises Hameln-Pyrmont


Herausgegeben von Hans-Georg Bleibaum in Hameln


Die Piastin Richza von Everstein


und ihre Verwandtschaft


Seite 1

#Oben

Bearbeitet von


H a n s    D o b b e r t i n  


1957


G e n e a l o g i s c h e    G s e l l s c h a f t   H a m e l n


F ö r d e r e r  d i e s e r  S c h r i f t:

Stadt Hameln – Landkreis Hameln.Pyrmont

A n s c h r i f t  d e s  B e a r b e i t e r s:

Eldagsen (Kreis Springe), Friedrich.Eberts-Straße 14

A n s c h r i f t    d e r   G e n e a l o g i s c h e n  G e s e l l s c h a f t:

Hameln (Weser), Am Ruschenbrink 23


A u f    d e m   U m s ch l a g:


Siegel des 1278 in Plauen weilenden Grafen Konrad IV. von Everstein (Ohsen) und des auf Naugard und Massow in Pommern ansässigen Grafen Wolfgang II. von Eberstein († 1592). Das Adler- und Balkenwappen, das Löwenwappen und der Helm mit dem Pfauenschwanz kommen in Siegeln der niedersächsischen Linien des Geschlechts schon im 13. Jahrhundert auch anderweitig vor. Der halbe Adler sollte vielleicht hinweisen auf die Verwandtschaft mit den „Piasten“, also mit dem Geschlecht der polnischen Könige und schlesischen Herzöge. – Die schwäbischen Grafen von Eberstein führten im Wappen eine Rose.


Sonderdruck

aus dem „Archiv für schlesische Kirchengeschichte“ Band XVI (1957)

Herausgeber: Prälat Dr. Kurt Engelbert, Hildesheim

Verlagsbuchhandlung August Lax, Hildesheim


I. Die Piastin Richza von Everstein

und ihre Verwandtschaft


V o n    H a n s   D o b b e r t i n



Zur Zeit der deutschen Kaiser Heinrich V. († 1125) und Lothar von Süpplingenburg († 1137) und des Herzogs Heinrich des Löwen von Sachsen und Bayern (geb. 1129, gest. 1195) ist in Niedersachsen bei Holzminden und Hameln bereits das Geschlecht der Grafen von Everstein ansässig gewesen, das 1663 in Pommern mit Graf Ludwig Christoph (auf Naugard und Massow) erlosch. Dass diese norddeutsche Grafenfamilie mit dem bei Baden-Baden ansässig gewesenen Grafen von Eberstein – die ein anderes Wappen führten – eines Stammes gewesen ist, wie dies 1384 der Hamelner Chronist Johann von Pohle behauptet hat, ist wenig wahrscheinlich, jedoch nicht unmöglich 1).


Nach Helmolds Sachsenchronik hat die Mutter des Grafen Konrad I. (1116 – 1128) auf der Burg Everstein (Holzminden) den als Waisenkind aus Hameln stammenden  h l.  V i c e l i n  vor seinem 1122/23 begonnenen theologischen Studium betreut 2). Vicelin hat später als Abt von N e u m ü n s t e r  im Auftrage des Erzbischofs Albero von Hamburg-Bremen in Ostholstein missioniert und kolonisiert. Er gründete die Kirche zu  L ü b e c k und veranlasste die Gründung von S e g e b e r g. Zuletzt war er Bischof zu  O l d e n b u r g in Holstein (1150). Seine Missionsfahrten, die von Mönchen aus C o r v e y  (südl. Holzminden) unterstützt wurde, führten ihn bis Rügen.


Dieser in Diensten Christi trotz mancher Rückschläge zu großem Lebenserfolg gelangte Hamelner Bürgersohn ist der S c h u t z h e i l i g e  der 1954 erbauten n e u e n  k a t h o l i –


s c h e n  K i r c h e z u  H a m e l n. Es wird wesentlich dazu beigetragen haben, dass 1135 unmittelbar bei den Burgen Everstein und Homburg durch Mönche aus Altenkamp (bei Cleve) das Zisterzienserkloster   A m e l u n g s b o r n erbaut wurde, dessen im zweiten Welt-


krieg durch Bomben beschädigte eindrucksvolle Kirche gegenwärtig wiederhergestellt wird. In dieser Kirche wurde vermutlich um 1180 – 1185 die Gräfin „Rikeze“ von Everstein begraben, über die unser Aufsatz handelt. Während der Lebenszeit dieser, an einem 16. Juni gestorbenen 3) Gräfin haben Mönche aus Amelungsborn das Missionswerk des hl Vicelin fortgesetzt. Sie gründeten unter dem Schutz der Grafen und Ritter Herzog Heinrichs des Löwen in Mecklenburg 1171 das Kloster D o b e r a n, kurz bevor der Herzog 1172 seine Pilgerfahrt nach Jerusalem antrat.




 1) Anselm H e i n r i c h s e n, Süddeutsche Adelsgeschlechter in Niedersachsen im 11. und 12. Jahr-


 hundert, in: Niedersächsisches Jahrbuch für Landesgeschichte, Bd. 26 (1954) S. 113 Anm. 7.


2) Johannes M e y e r,   Zur Genealogie der  Grafen von  Everstein (Weser), in:  Sonderveröffentli-


 chung  7 (1954) des Niedersächsischen Landesvereins für Familienkunde S. 142.


3) M e y e r  a. a. O. S. 143 f. – Nach Oswald  B a l z e r,  Genealogia Piastòw , Krakau  (1895)  wäre


 „Richenza“ eine Tochter Boleslaws III. und   der Salome  von Berg gewesen. – Hermann  Grote-


 fend . Die Stammtafeln der schlesischen  Piasten (1889),  Tafel 1 glaubt,  Richildis (Richza)   sei


 schon vor 1166 gestorben, während Wilhelm  Karl Prinz  v.   I s e n b u r g,  Die Ahnen  der deut-


 schen Kaiser, Könige und ihrer Gemahlinnen, Görlitz  (1932), 30/7, 41/19 und 44/19 als Todesjahr


 der Richildis (Richza) 1182 angibt  (im Anschluss an:   F.  B ö m m e l,  Genealogische  Tabellen


 des Mittelalters bis 1273, Basel [1846[ S. 62 – 64). Beide Daten  werden aus den  Todesjahren der


 Grafen Raimund Berengar V. (†1166) und Raimund Berengar VI. († 1181) hergeleitet sein.


Teil 1



Die Piastin Richza von Everstein und ihre Verwandtschaft



Teil 2



Anhang und Personenregister zur Piastin Richza


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