Archäologische
Grabung
Burgruine
Polle - 2007 bis 2010
Die Grabungen und
Untersuchungen auf der Oberburg in Polle
Im folgenden wollen wir Ihnen einige
Fotoansichten aus den bisherigen Grabungsabschnitten zeigen.
Sie verdeutlichen, wie die Unteruchungsergebnisse auf der
Oberburg aussehen und welche Schlüsse und Interpretationen
gezogen werden können, wobei der Hinweis erlaubt sei,
dass die Untersuchungen noch nicht vollständig abgeschlossen
sind.
Blick in den
Grabungsabschnitt V
Von Osten mit Längsmauer GS-V
Im Bildvordergrund befinden sich Reste, die wahrscheinlich
einer Feuerstelle zuzuordnen sind, mit Sandsteinbegrenzung
gegenüber der vermuteten Heizanlage.
Blick in die
Grabungsabschnitte III und IV
- Balkenlager
Balkenlagen dicht unter dem heutigen, rezenten Bodenniveau
(während der Grabung ist dieses vorübergehend durch
Aushub geändert): In der rückwärtigen Mauer
sind Lagerungspunkte für Balken bzw. Deckenbalken erkennbar
(Öffnungen für Lagerung der Balken); im Vordergrund
ist der "gewachsene Fels" bzw. das anstehende Grundgestein
am Bergsporn erkennbar, das teilweise bearbeitet wurde. Im
linken Bildbereich ist die Steinsetzung einer Quermauer sichtbar:
es wird vermutet, dass diese Gewerke Teil einer Heizanlage
gewesen sein könnten.
Blick in den
Grabungsabschnitt IV
Blick von Süden in den Bereich des Abschmnittes IV, der
auf den Aufnahmen oben aus anderen Blickwinkeln sichtbar ist:
Auch hier sind die vermuteten Heizanlagen bzw. die Feuerstelle
sichtbar.
Treppenaufgang
im Grabungsabschnitt V Erweiterung
- Blick von Westen - Quermauer
Bei diesem Blick aus Richtung Wesetn ist eine Quermauer des
Grabungsabschnitts V (GS V) mit Sandsteinausarbeitung - im
Bild rechts - erkennbar.
Treppenaufgang
Grabungsabschnitt V mit Profilwand
Bei dieser Aufnahme des Treppenaufgangs im Grabungsabsschnitt
V ist eine Profilwand sichtbar (Sicht aus Osten), wobei im
Bildvordergrungd das anstehende Grundgesteinerkennbar ist,
das augenscheinlich einer Bearbeitung unterlag.
Burgruine
Polle Archäologische Grabung 2007 bis 2009 / 2010
In
der mittelalterlichen Kernburg der Burgruine Polle, einst
Dynastenburg der Grafen von Everstein, wird seit Mai 2007
eine archäologische Grabung durchgeführt. Diese
Grabung wird fachlich begleitet vom Kreisarchäologen
des Landkreises Holzminden, Herrn Dr. Christian Leiber. Unterstützt
wird das interessante Projekt durch die Gemeinde Polle, das
Arbeitsamt Holzminden und großen ehrenamtlichen Einsatz.
Grabungsschnitt I wurde
an der Westmauer, im vermuteten Küchenbereich angelegt.
Hier stießen die Arbeiter dicht unter der heutigen Lauffläche
auf eine Ansammlung von Bruchsteinen. Der erste Eindruck,
dass es sich hier um einen Bodenpflasterung handelt, bestätigte
sich nicht. Wahrscheinlicher ist eine Verfüllung mit
Gesteinsschutt. Der Grabungsschnitt I wurde zwischenzeitlich
wieder verfüllt.
Grabungsschnitt
II stellt die Erweiterung des ersten Untersuchungsabschnittes
dar. Er liegt im Bereich des wohl noch originalen Ausguss-Steins,
der bei der Burgrestaurierung in den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts
hier angetroffen wurde. In seiner unmittelbaren Nachbarschaft,
dicht unter dem heutigen Bodenniveau, zeigten sich rechteckige
Hohlräume in der Innenwand, die als Balkenlager gedeutet
werden. Ebenso wurden Reste von Brandschichten im Bodenprofil
deutlich sichtbar. Der Befund wurde noch rechtzeitig fotografisch
dokumentiert, denn kurze Zeit später führten starke
Regenfälle zum Einsturz der Profilwand und damit zur
Zerstörung der vorhandenen Brandschichten. Der Grabungsschnitt
liegt offen und kann z. Z. besichtigt werden.
Grabungsschnitt III folgte
direkt im Anschluss an Schnitt II. In dieser Verlängerung
konnte eine ganze Reihe von weiteren Balkenlagern an der Innenwand
der Kernburg wieder freigelegt werden. Ein Großteil
der hier geborgenen Funde, überwiegend Keramik, stammt
aus dem 13. – 15. Jahrhundert. Ein besonderes Stück
stellt eine dunkle Glasscherbe dar, die wohl dem 14./15.
Jahrhundert zuzuordnen ist. Im unteren Bereich dieses Grabungsschnittes,
in ca. 3 m Tiefe befindet sich eine einzelne Maueröffnung,
deren Funktion noch unklar ist. Auch hier wurden mehrere Brandschichten
von der Kreisarchäologie fotografisch dokumentiert.
Grabungsschnitt IV zeigt
an der Innenwand in gleicher Höhe die Fortsetzung der
Balkenlager. Nach Abtrag des Bodens wurden erstmalig
Quer- und Längsmauern sichtbar. Ferner ist an der Westmauer
eine deutliche flächig begrenzte Brandrötung zu
erkennen, die auf eine Feuerstelle oder einen Heizraum für
darüber liegende Wohnbereiche schließen lassen.
Eine feste Bodenplatte mit regelmäßiger Steinsetzung
zu beiden Seiten lassen tatsächlich noch auf eine entsprechende
bauliche Situation schließen. Diese Mauerreste wurden
zum Zweck ihrer Erhaltung restauriert. Weiterhin wurde ein
größerer, rechteckig geformter Stein im Boden des
Grabungsschnittes gefunden, dessen Funktion noch ungeklärt
ist. Gegenüber der Westmauer in Richtung Innenhof trifft
man in einigem Abstand auf gewachsenen Fels.
Grabungsschnitt V, direkt
danebenliegend, weist eine gut erhaltene Längsmauer
auf, die ebenfalls zum Schutz und Erhalt restauriert wurde.
Der zum Zentrum streichende gerade Mauerzug bricht nach wenigen
Metern an einer Stelle ab, wo noch mehrere steinerne Treppenstufen
auf einen Aufgang weisen. Auch hier neben den Treppenstufen
wird der gewachsene Fels zum Innenhof sichtbar. Eine weitere
Längsmauer sowie Brandschichten wurden bei der Erweiterung
dieses Schnittes sichtbar. Bei den Freilegungsarbeiten sind
in dem Bereich Keramikscherben eines kleinen Grapens (Dreibeintopf)
aus dem 17. Jahrhundert geborgen worden. Das Gefäß
wurde inzwischen restauriert und kann im Museum "Burg Polle“
besichtigt werden. Diverse Fragmente von Ofenkacheln, zum
Teil mit Bilddarstellungen (Reliefofenkacheln), die ebenfalls
schon im Museum ausgestellt werden, zählen zum weiteren
Fundstoff. Ebenso konnten in diesen Abschnitt Teile von Trink-
bzw. Fensterglas und Bleiruten sowie Geschosskugeln geborgen
werden.
Grabungsschnitt VI
wurde am Brunnen im Burginnern angelegt. Hier kamen nur wenige
Fundobjekte zutage. Geringe Brandspuren ließen sich
auch hier feststellen. Sehr schnell zeigte sich aber der gewachsene
Felsen unter der Bodenoberfläche. Fragen zum Brunnenaufbau
konnten an dieser Stelle nicht geklärt werden, deshalb
erfolgte eine umgehende Wiederverfüllung des Schnittes.
Grabungsschnitt VII wurde
zwischen Brunnen und der vermuteten Toranlage im östlichen
Burgbereich geöffnet, mit dem Ziel, hier auf Grundmauern
eines Kammertores zu stoßen. Der freigelegte Mauerrest
gibt bisher nur zu erkennen, dass hier eine Bebauung stattgefunden
hat. Dieser Abschnitt wurde nach der Dokumentation ebenfalls
wieder verfüllt.
Grabungsschnitt VIII,
an der Südmauer (Weserseite) gelegen, wurde 2008 angelegt
und aktuell erweitert. Bei den Freilegungsarbeiten fanden
die Arbeiter eine Maueröffnung mit darüber lagerndem
Rundbogen und Steinsturz. Die Funktion der Öffnung ist
noch zu klären. Wenn es sich um einen Durchlass handelt,
so findet er auf der Innenseite der Kernburg nach kaum mehr
als einem Meter schon eine natürliche Grenze durch den
gewachsenen Fels. Bei der Erweiterung dieses Abschnittes in
Richtung Osten, wurden eine weitere mittelalterliche Grundmauer
sowie ein weiterer Rundbogen freigelegt. Auch hier sind noch
weitere Erkundungen der ursprünglichen Situation nötig,
um Klarheit über diesen Befund zu erhalten. Im Moment
lässt sich nur spekulieren. Vorstellbar sind u. a. eine
Öffnung zum Abfluss von Regenwasser, ein Fluchtweg, ein
Versorgungsdurchgang etc. Als besonderer Fund findet ein bearbeitetes
Stück „Flint“ aus prähistorischer Zeit
besondere Beachtung. Mittelalterliche Keramik, Glasfragmente
und Metall gehören ebenso zum Fundmaterial wie Knochen.
Es bleibt also spannend. Dieser Grabungsschnitt kann z. Z.
besichtigt werden. Hier ist geplant die Arbeiten in 2010 fortzuführen.
Grabungsschnitt X, wurde
im östlichen Bereich der Burg angelegt, dort wo die ursprüngliche
Toranlage vermutet wird. Sollte das zutreffen, ist beabsichtigt,
das Kammertor wieder, soweit vertret- und machbar, herzustellen,
damit das Tor als Haupteingang zur Kernburg von allen Besuchern,
auch mit Gehhilfen, Rollstuhl, Kinderkarre genutzt werden
kann.
Zum Saisonende 2009 stoßen
die Grabungsarbeiter auf Steinsetzungen sowie geringe Brandspuren
im Bodenprofil dieses Schnittes. Ein Metallstück, sowie
Holz- und Mörtelstück ebenso wenig Keramik wurden
dicht unter dem heutigen Bodenniveau gefunden. An dieser Stelle
ist geplant, die Grabung in 2010 hier fortzuführen.
Im Rahmen der Maßnahme
werden auch kleinere Schäden an den in den 80er Jahren
sanierten Burgmauern behoben, um einem Verfall vorzubeugen.
Weiteres:
Die aufgefundenen
Mauern werden vermessen und in eine vorhandene Karte aus der
Grabung in den 80er Jahren zur Dokumentation eingezeichnet.
Wir weisen abschließend
auf unser kleines, ehrenamtlich geführtes Museum hin,
in dem Sie viele Objekte aus der Grabung der 80er Jahre und
auch der aktuellen Grabung besichtigen können.
Herzlichen
Dank sagen wir allen Beteiligten, die es möglich machen,
dass diese Grabung statt finden kann.
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