|
Adelsbrief für die Edlen und Vesten Herrn Ludolf und Erich Behling von Johann Jürgensohn von undt zu Trachenfels comes Palatinus
Hildesheim 18. Juny Anno 1666
Ich Johann Jürgensohn von und zu Trachenfels, Ritter, Röm. Kayserl. Mayst. Hoff Pfaltzgraff oder Comes Palatinus, Raht, Obbrister und ein Mitglid der Höchlöblichen Fruchtbringenden Gesellschafft der Verfechtende genand, bekenne und uhrkundt hiemitt.
Demnach verschinnener Zeit weylandt Christmilden andenkens der Aller durchlauchtigst Großmächtigst- und Unüberwindlichste Fürst undt Herr, Herr Ferdinand der Dritte, Erwöhlter Römischer Kayser, zu allen Zeitten mehrer deß Reiches in Germanien, zu Hungarn und Boheimb, Dalmatien, Croatien und Sclavonien Konig etc: Ertzhertzog zu Oesterreich, Hertzog zu Burgund, Stayer, Kärndten, Cräyn und Württenberg, Graff zu Habsburg und Tyrol etc: Mein allergnädigster Kayser König und Herr etc: Mich unter andern stattlichen Kayserlichen Gnaden undt Beneficien in Anno 1654 denn fünften Monatstag January, dahin allergnädigst befreyet und privelegiret, daß im nahmen undt von wegen allerhöchst gedachter Kayserl. Mayst. Jch Comes Palatinus freye macht undt gewalt haben solle, die Persohnen, so ich darzu tauglich undt geschickt achten werde : welches dann allerhöchstgedacht ihr Kayserl. Mayst. Meinem gefallen undt bescheidenheit anheimb gestellet haben wollen : einen jeden nach seinem Standt und wesen zu erhöhen, zu Adeln, zu Schöpfen, mit Wapen, Kleynod, Helm undt Schildt zu begaben und zu verleyhen, auch solche Persohnen aller undt jeden Jhren ehelichen Leibeserben, deroselben erbens Erben und Nachkommen zu ewigen Zeitten in den Standt und grad des Adels zu erhöhen undt zu setzen, Lehenmäßig, benebenst andern darzu gehörigen Ehren, Würden, privilegien, Freyheiten, Recht undt Gerechtigkeiten zu geben undt zu ertheilen, mit Adelichen Wapen, Kleynodt, Helm und Schild zu begaben undt zu verleyhen, Sie und alle ihre ehelichen Leibeserben, undt deroselben erbens erben und Nachkommen biß zu ewigen Zeitten solche Zeichen, Wapen, Kleynod, Helm undt Schild zu führen, zu tragen, zu genießen, zu gebrauchen in allen undt jeden ihren ehrlichen undt rehdlichen sachen und geschäfften, zu Schimpf undt Ernst, Sturm undt streitten, Schlachten undt Kämpfen, Gestechen, Gefechten, Feldzügen, Paniren, undt Gezelten, Aufschlagen, Insiegeln, Pittschafften, Kleynodien, Gemählten, Begräbnüssen undt sonsten an allen orten undt enden, nach ihren ehren, notdurften willen undt gefallen bebrauchen. Darzu alle undt jede Grad Ehre Würde Vortel, Recht, Gerechtigkeiten, undt gute gewohnheiten, als auf Thumbstifften, hohen und niedern Ämbtern undt Lehen, Geist- undt Weltlich zu haben, empfahen undt zu tragen an- undt aufzunehmen, mit andern Ihr Kayserl. Mayst. Undt des Heyl. Röm. Reichs Erbkönigreiche, Fürstenthümer undt Landes Unterthanen und getrewen, Wapens-Lehensgenossen undt Rittermäßigen Edelleutten, Lehen undt alle andere Gericht undt Recht zu besitzen, Urthel zu schöpfen, Recht zu sprechen, dessen alles theilhafftig, würdig empfang- darzu taug- geschicklich undt guth sein.
Als haben desshalben zu allen undt jeden Zeitten die Röm. Kayser, Könige, Fürsten undt andere Hohe Häupter dergleichen von Gott begabte Leutte in großen ehren undt würden erhoben und gesetzt, solche vor andern mit sonderbahren freyheiten begabet und versehen, derselben in allen vorher bekannten sich zu gebrauchen, undt andern nach Würdigkeit solches auch mitzutheilen allergnädigst verordnet.
Wann Jch wohl angesehen, wahrgenommen undt betrachtet, das Uhralte, Ehrliche Herkommen, gute Tugend, Vernunfft und Geschicklichkeit, damit der Edle und Veste, Herr Ludolff Behling in der Stadt Hildesheimb undt auf dem Lande daherumb, seßhaft, von vielen vornehmen Hoch – undt Niedrigen Stands Persohnen vielfältig ist gerühmet, und von mir selber zu volkomm- undt sattsamer vergnügung auch wahr befunden undt erkant worden. Zudehm er auch ohne daß aus einem Uhralten Patricien Geschlecht, und von beederseits Eltern, Ehelichen Herkommen entsprossen, Bastalt dann seine Vor Eltern iederzeit sich auch aller Ehr und Tugend beflissen. Allermaßen darin auch sein seeliger Vatter, Herr Arnold Behling genannt, geraume Jahr ein Geäfflich Schaumburgischer Ambtman zur Hagenburg gewesen, Er Ludolff Behling auch sich für dreßig Jahren in ein vornehmes altes Patricien Geschlecht in der Stadt Hildesheimb, dero Brandis genand, Nummehro auch auf absterben seiner seeligen Eheliebsten sich wiederumb in der gleichen vornehmes Patricien Geschecht zu Hannover, die Reichen genand, verheiratet. Undt vor etzlich dreißig Jahren erstlich der Crohn Schweden, Nachgehendes auch dem Hochlöblichen Fürstlichen Hause Braunschweig und Lüneburg, eine gute Zeit von Jahren, für einem Ambtman auf dem Residentz Hause Stewerwaldt, nebst andern darzu incorporirten weitleufftigen dorffschaften unverweißlich gedienet. Maßen er solches mit seinem Fürstlich-rühmblichen Abschiede in originali dargethan undt erwiesen hat.
Als ihn nun GOTT der HERR in solchen seinem Stande mit zeitlichen Gütern, durch vornehme Heurathen naher Anverwanten, ansehnliche zugefallene Erbschafften, Auch durch sonsten seinen großen Fleiß, unverdroßene Mühen, beschwerlich undt vornehme Bedienungen, undt Insonderheit durch den reichen seegen GOTTES an zeitlichen Erb- undt Lehen-Gütern : wofür er dann billig dem lieben GOTT höchlich danck zu sagen hat:ziemlich zugenommen, Also daß er verschiedene Adeliche Pfandt Gütter auf dem Lande besitzt.
Ingleichen auch sein einiger leiblicher Bruder Erich Behling genandt, Erbgesessen zu Hayn und Polle, im Fürstenthumb Calenberg gleichermaßen von Jugend auf, aller Ehr- und Tugend sich beflissen, undt ebener geatalt sich fiir etzlich dreißig Jahren auch in ein alt vornehm Patricien Geschlecht zu Hannover, die Volger genand, verheyrathet, Wie auch lange Jahr hero dem HochFürstlichem Hause Braunschweig Lüneburg auf ansehnlichen Ämbtern, für einen Ambtman gedienet undt sich anitzo auf seinen freyen undt Adeligen obgedachten Güttern aufhelt.
Als habe demnach in erregung ob angezogenen erheblichen motiven undt Uhrsachen, auch andern nach gleichmäßigen Tugenden, Ehren, Würden, Rehdlich- undt Geschicklichkeit zu streben, anlaß zu geben, mit wohlbedachten Muth, guten zeittigen Raht, rechten wissen und willen, aus eigener bewegnüß in ansehung vorerwehnten Ambtman Herrn Ludolff Behling undt seines Bruders Erich Behling guten qualitäten, krafft habender Kayserl. Freyheit vollkommer macht und gewalt, anstatt undt im nahmen mehr Höchstgedachter Römisch Kayserl. Mayst. Undt deß Heyl. Reichs, auf bemeldes Ambtmans Herrn Ludolff Behlings gebühr- undt billiges ersuchen undt begehren, Jhme, undt seinen obbemelden Brudern Erich Behling, undt dehren beederseits Ehelichen Leibes Erben undt Erbens Erben, Mann- undt Weiblichen Geschechtes für und für, von itzo an, biß zu ewigen Zeitten, wie vorerwehnet, in den Standt und Grad deß Adels erhebet, auch mit Wapen, Kleynodt, Helm undt Schild begabet undt verlihen, Auch folgender gestalt, Jhr beederseits zuvor geführtes undt anererbtes altes Wapen vermehret, gezieret undt verbessert.
Als mitnahmen, Ein in zweytheil der länge nach getheilter Schildt, deßen vordertheil weiß oder Silberfarb der hintertheil aber Blaw oder Lasurfarb ist. In der mitte deß getheilten Schildes praesentiret sich, auf einem Stamm, ein grün mit gelb oder goldtfaeben Eicheln gezieret, auf einem grünen Hügel oder berglein, neben einen blawen herunterfließenden Ströhmlein oder wasser stehender Eichenbaum. Unter demselben erweiset sich im vordern weißen Felde ein blaw- oder lasurfarber, auf den hintern Pratzen stehender Greiff, so die vordern pratzen an den Baum ausspreutzet. Im hintern blawen feldt aber ein gleicher größe auf den hintern Pratzen stehender, die fordern gegen den Baum gespreutzt, gelb- oder goldtfarber Greiffe. Auf dem Schildt erzeiget sich ein eisenfarber freyer offener Adelicher Turnir Helm, welcher mit einer gelb- oder goldtfarber Königlicher Crohne gezieret, worauf sich praesentieren zwey- dessen Haxen einwarts gegen einander über gekehrte, undt in der mitte der schrege nach von einander getheilte Adlers Fliegel der vorder ober- undt hinter untertheil rot oder Rubin- der vorder unter- undt hinter obertheil aber blaw oder Lasurfarb ist.Zwischen diesen thut sich hervor ein doppelt durcheunander gewundener Eichenzweig oder Ast, mit vier grünen Blettern, undt zwey gelbe oder goldfarbe Eicheln gezieret. Die vorder- undt hinter Helmdecken roth oder Rubin- blaw oder Lasur- weiß oder Silber- undt gelb oder goldfarben sein.Wie solches alles auf nachfolgenden Bladt, in der mitte dieses Libels mit seinen eigenen Farben, obbeschrienermaßen, gemahlt und ausgestrichen zu sehen ist.
Wie dann Jhnen benanten Herrn Brüdern, als Herr Ludolff undt Erich Behling beiderseits wie vorgemeld Königl. undt Fürstl. Gewehsene Ambtleute undt Bediente, itzo aber auf Jhrem eigenen mit rechtmessigem Titul überkommenen Güttern gesessen seind, aus Höchstbenanter Römisch-Kayserlich Mayestät Mir Comiti Palatino, gegebenen Macht undt Gewalt, zu Lehen- undt Rittermäßigen Edelleuten erhebet, geadelt, geschöpft, undt zu solcher Dignität Jch Sie eingesetzt haben will. Also undt dergestalt, daß mehrbemelde Herrn Ludolff undt Erich Behling dero Erben undt Erbens Erben, Mann- undt Weiblich Geschlechtes, hinführo, biß zu ewigen Zeitten, solch obbenantes Wapen, Kleynot, Helm undt Schildt, benebest sonst andern darzu gegebenen Ehren, würden, freyheiten, gerechtigkeiten undt alte gewohnheiten, in ehrlichrehdlichen Sachen, Ämbtern undt geschäfften, Kleinodien, Gemählten, Pittschaften, Begräbnüssen undt sonsten an allen orten, nach ihren Nothurfft, willen undt gefallen, gebrauchen. Darzu auch alle undt jede vorbenannte graden, Ehren, Würden, Vortheil, Freyheit, Recht, Gerechtigkeit, undt alte Gewohnheiten, mit Beneficien, auf Thumbstifften, Hohen- undt niedern Ämbtern und Lehen, Geist- undt weltlich zu halten, haben, tragen, empfangen, auf undt anzunehmen, Lehen undt allerhand Gericht undt Recht zu sprechen, das alles theilhafftig, würdig, empfänglich, tauglich, geschickt und guth aein, Sich dessen alles frewen, genießen, gebrauchen sollen undt mögen, als andere.
Ihr Römisch Kayserliche Mayst. Undt des Heyligen Reichs, auch Jhr Mayst. Erb Königreiche, Fürstenthumb und Landen, Lehens- Wapens- genoßen undt Rittermäßigen rechtgebohrnen Edelleutten solches alles haben, Sich dessen freyen, gebrauchen von Recht undt gewohnheiten allermänniglich unverhindert : doch andern, die vielleicht obbeschriebenes Wapen undt Kleynop gleichführten, an Ehren Wapen undt Rechten unvorgegriffen undt unschädlich :
Gelanget demnach hirauf an alle undt iede Churfürsten, Fürsten, Geist- undt weltliche Praelaten, Graffen, Freyherren, Herren, Rittern, Knechten, Landt Marschalcken. Lands Hauptleuten, Vitzhumben, Vögten. Pflegern, Verwesern, Ambtleutten, Landrichtern, Schuldtheißen, Burgermeistern, Richtern, Räthen, Kundigern der Wapen, Heerholden, Persevanten, Bürgern, Gemeinten, undt sonsten allen andern Jhrer Kayserlichen Mayestät. Undt deß Heyligen Reichs, auch dero Erb-Königreichen, Fürstenthumer, undt Landesverwanten, Unterthanen und Getrewen, Maßwürden, Standes oder wesens die sein, Respective, mein Unterthänigst, Unterthänig, Gehorsamb, dienst- undt freundliches ersuches undt bitten, die geruhen gnädigst, gnädig, Hoch- groß- undt günstig, offt undt vielbenante Herrn Ambtleute, Herrn Ludolff undt Erich Behling, deßen Ehelichen Leibes Erben, droselben Erbens Erben und Nachkommen in ewiger Zeit an vorbenanten ihrem Adelichen Stanst, Wapen, Kleynodt, Freyheit undt Gerechtigkeiten damit, aus Römischer Kayserlicher Mayestät, vollkommener macht und gewaldt, Jch Sie wissend- undt wohlbedachtlich begabet, nicht hindern noch irren, Sondern dieselben in allen obberührtermaßen ruhig undt würcklich erfreuen, gebrauchen, genießen undt gantz darbey bleiben lassen, auch hiewieder nicht anfechten, betrüben, beleidigen, beschweren, noch daß Jemands anders zu thun gestatten, in keine weise noch wege, Also lieb einem Jeden seye. Allerhöchstgedachter Jhrer Kayserlichen Mayestät undt deß Heylichen Römischen Reichs schwehre Ungnadt undt Straffe, darzu die in meinem Palatinat Privilegio gesetzte undt benante Pöen, nehmlich Hundert Marck löthiges Goldes zu vermeiden, die ein ieweder, so offt er freventlich Hierwieder thete, Halb in Jhr KayserlicheMayestät undt deß Heyligen Römischen Reichs Cammer, den anderen halben theil mir Comiti Palatino oder meinen Erben, undt offt benante die Edlen undt Vesten Herrn Ludolff undt Erich Behling gebrüdere, deren Erben, auf gleichentheil, die Helffte von den meinigen, als fünfundzwantzig Marck Löthiges Goldes, unnachlaßig zu bezahlen verfallen sein solle.
Alles trewlich undt ohne Gefehrde Mit Uhrkundt dieses Libels so ich mit eigenen Händen unterschrieben, und mit meinem anhangenden Palatinat Jnsiegel, dessen ich mich in dergleichen Sachen gebrauche, verfertiget habe, Bey Regierung deß Aller durchlauchtigst- Großmächtigst undt Unüberwindlichsten Fürsten undt Herrn, Herrn Leopoldi, Glorwürdigsten Römischen Kaysers, Jhrer Reiche deß Römischen im Achten, deß Hungarischen im Eilfften, undt deß Boheimischen im Zehenden Jahre.
So geschehen Hildesheimb, den Achzehnden Tag deß Monats Juny nach CHRIST unsers einigen Erlösers undt Seligmachers gnadenreichen Geburth, Jm Eintausend, Sechshundert Sechs undt Sechzigsten Jahre
Gez. J. v. Trachenfels J. V. T. f
Diese Abschrift des Adelbriefs basiert auf einer handschriftlichen Abschrift in dem von Karl August Otto Behling (1894 . 1974) erstellten Stammbuch der Familie von Behling.
|
|