Reiseberichte: Nordvietnam - Hanoi am Roten Fluss 17

Leben im Wohnquartier einer asiatischen Stadt - Hanoi




       Betrachten wir die Aufnahmen des Wohnquartiers drei Seiten zuvor Foto 22). Der Straßenraum wirkt recht sauber, wobei auffällt, dass im Grenzbereich von Wohnraum und öffentlicher Straße der Unrat und Müll, in Tüten eingeschnürt, abgelegt wird. Ein Umstand, der auf den europäischen Betrachter zunächst etwas merkwürdig wirkt. Dennoch ist die Straße relativ sauber und aufgeräumt, was daran liegt, dass diese Müllablagerungen regelmäßig, mindestens jeweils morgens und abends durch Straßenkehrer eingesammelt werden. Die Straßenkehrer fegen dabei die Gossen aus, wobei sie auch die Kehrreste aufnehmen, die aus den im Erdgeschoß liegenden Wohn- und Wirtschaftsräumen während des Tages hinaus in die Gosse gefegt wurden. Der auf diese Weise gesammelte Unrat wird in große Rolltonnen gefüllt, die wiederum an zentralen Sammelplätzen im Randbereich der Siedlungen abgestellt werden, wo sie darauf von Müllfahrzeugen geleert werden. Somit müssen die schweren, dreiachsigen Müllfahrzeuge nicht in die Wohngebiete hinein fahren, was angesichts der starken Verdichtung und Enge ohnehin – wenn überhaupt – nur auf den breiteren Straßen möglich wäre. Auch hier zeigt sich ein ähnliches Prinzip wie bei der Bewältigung des ruhenden motorisierten Verkehrs. Geräuschemissionen sowie ein erhöhtes Schadstoffaufkommen durch die Müllabfuhr in den Wohnquartieren wird somit auf ein Minimum reduziert, die Müllfahrzeuge erzeugen nicht, wie in Deutschland üblich, beim Rangieren in engen Straßen zusätzliche Emissionen bei ungünstigen Betriebsbedingungen und können bei der Anfahrt der zentralen Sammelstellen Zeit und Ressourcen sparen. Ich denke hier an meinen Heimatort, wo die Müllwerker mit den dreiachsigen Fahrzeugen für das Leeren der Tonnen auf einem kurzen Straßenabschnitt von etwa einhundert Metern häufig bis zu einer halben Stunde Zeit benötigen, während der sich das Fahrzeug selbstverständlich permanent im Betrieb befindet, während die Müllwerker teilweise dauerhaft hupend darauf warten, dass die Anwohner ihre Fahrzeuge beiseite fahren, da sie trotz Rückfahrtkontrollen, Kameras am Fahrzeugheck sowie elektronischen Abstandsmessern nicht Willens oder dazu in der Lage sind, ihr Fahrzeug zu rangieren.


       Hier in Hanoi finden somit viele Menschen eine Arbeitsmöglichkeit als Straßenkehrer. Man könnte nun einwenden, dass die Beschäftigung von sehr vielen Menschen als Straßenkehrer o. Ä. in Deutschland aufgrund der Lohnstruktur nicht finanzierbar wäre; außerdem sind die Menschen hier in der Stadt aufgrund des fehlenden staatlichen Sicherungssystems auf die Annahme von Arbeit eher angewiesen als in dem trotz der Reformen der letzten Jahre immer noch sehr guten Sicherungssystems in Deutschland, das teilweise zu einer Subventionierung der Untätigkeit gerät. Dennoch könnte in einer Kommune wie meiner Heimatgemeinde sicherlich die zentrale Sammlung von Tonnen an zentralen Sammelpunkten in an der Wohnbereichsgrenze mit geringem organisatorischen Aufwand bewältigt werden. Dies gilt vor allem auch, da die Müllabfuhr ohnehin oftmals nur alle zwei Wochen erfolgt und nicht täglich oder mehrmals täglich wie in Hanoi, wo diese Regelmäßigkeit auch aufgrund der Klimaverhältnisse dringend geboten scheint.  Außerdem setzen viele Kommunen die sog. „Hartz-IV“-Empfänger ohnehin für Straßenreinigungs- und Pflegearbeiten ein. Es zeigt sich also, dass auch die Kommunalverwaltung in meinem eigenen Heimatort durchaus durch die Betrachtung der Verhältnisse andernorts lernen könnte.

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  Foto 23: Diese Aufnahme entstand am 12.02.2009 und zeigt eine übliche Szene der täglichen Verkehrsabwicklung an einer Kreuzung im Hoan Kiem Viertel: An einigen wenigen Ampeln warten die Verkehrsteilnehmer. Die meisten Ampelanlagen besitzen einen „Countdown“, wobei einige Sekunden vor Ablauf der Phasen die Verkehrsteilnehmer in die Kreuzungsbereiche einfahren, auch wenn sich dabei die Verkehrsströme der verschiedenen Richtungen kreuzen. Die meisten Kreuzungen sind nicht durch Lichtzeichenanlagen geregelt, so dass sich sodann die Verkehrsströme „dynamisch“ kreuzen.

Das ist v.a. aufgrund des geringen in Anspruch genommenen Raumes des Hauptverkehrsmittels, dem Zweirrad bzw. Moped, möglich sowie ebenfalls der Tatsache zu verdanken, dass alle Verkehrsteilnehmer i.d.R. durchaus auf die unterschiedlichen  weiteren Teilnehmer des Verkehrs achten und sich ein für den Europäer zumindest zunächst eher geweöhnungsbedürftiges Bewegungsmuster ergibt. Ünfälle habe ich nur sehr wenigen Fällen erlebt, wobei aufgrund der eher geringen Geschwindigkeiten, die v.a. auch im Bereich von Verengungen unter Schrittgeschwindigkeit fallen können, die möglichen Schäden zumeist gering zu bleiben scheinen. Eine Geschwindigkeit von 40 bis 50 km/h bei „freier“ Fahrt ist durchaus als hoch anzusehen. Probleme scheinen eher durch die Zunahme des Pkw-Verkehrs zu entstehen, da mit diesem ein höherer Flächenanspruch pro Verkehrsteilnehmer verbunden ist.

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