Reiseberichte: Nordvietnam - Hanoi am Roten Fluss 18
Doch zurück zu Betrachtung des (Familien)-Lebens in den Wohnquartieren: Die Menschen leben hier in ihren Häusern. Diese besitzen sehr geringe Grundflächen - i.d.R. mit etwa um fünf mal fünf Metern eine Grundfläche von circa 25m2 .Das erscheint zunächst eher gering, zumal hier häufig fünf oder mehr Personen auf dieser Grundfläche leben. Es ist jedoch darauf hinzuweisen, dass Wohnhäuser dabei aus einer Abfolge von Räumen oder Zimmern bestehen, die mit zumeist vier bis sechs Geschossen in die Vertikale gezogen wirden. Die Erschließung der dritten Dimension erfolgt dabei durch schmale, zumeist steile Treppenaufgänge an den Gebäudeseiten des hinteren, von der Straße entfernten Bereiches. Die Verwendung deutscher Normen im Treppenbau wären bezüglich der geringen Grundflächen der Gebäude hierbei sinnlos, weil zu großzügig. In einigen Häusern erfolgt die Vertikalerschließung auch durch einfache Stiegen oder Leitern, die eine nochmals verringerte Fläche einnehmen, dabei jedoch nochmals steiler konstruiert werden (müssen). Hier unten (Foto 24) habe ich eine entsprechende Treppe fotografiert, um einen Eindruck von den Dimensionen der Wohnhäuser hier zu geben.
Das Familienleben ist auf den Straßenraum ausgerichtet. Sowohl die Einnahme der täglichen Mahlzeiten wie auch das Fernsehen oder das tägliche Beisammensitzen finden dabei jeweils im Erdgeschoß, wo auch die besten Möbel aufgestellt sind, statt. Deswegen findet sich zumeist auch der Kühlschrank oder zumindest der größte Kühlschrank des Hauses unter der Möblierung im Erdgeschoßraum, da er so in den meisten Fällen am einfachsten und schnellsten erreichbar ist. Da das Wasser, sofern es als Trinkwasser benutzt wird, abgekocht werden muss, ist in den Erdgeschossräumen häufig auch ein Trinkwasserspender aufgestellt, aus dem Wasser zum Trinken entnommen werden kann. Häufig wird jedoch auch Wasser abgekocht und in Thermoflaschen oder im Kochtopf, der dann im Bereich vor dem zur Straße geöffneten Erdgeschoßraum unter Feuer gehalten wird, bevorratet, so dass der allseits beliebte grüne Tee in den auf dem „Wohnzimmertisch“ befindlichen Teekannen gebrüht und in den typischen kleinen Teeservicen ausgeschenkt werden kann. Die hier verwendeten sehr kleinen Tässchen oder Gläschen, in die entsprechend oft nachgeschenkt wird, besitzen den Vorteil, dass das Teegetränk zumeist sehr warm eingefüllt ist und der in der Kanne verbleibende Teil weiterhin ziehen kann. Deswegen wird die Stärke des Tees mit jedem Tässchen oder Gläschen etwas stärker; Wird der Tee zu stark, ist es Zeit, erneut heißes Wasser in die Kanne nachzufüllen. Ab und zu werden Teeblätter und Kräuter als Teemischung in die Kanne nachgegeben, so dass ein stets frisches Getränk serviert werden kann.
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Foto 24: Beispiel eines Treppenaufstiegs innerhalb der traditionellen Wohnraumgestaltung.
Die Treppe zieht sich relativ steil und eng - zumeist an der straßenabgewandten Seite
der (Wohn-) Gebäude durch sämtliche Geschosse, so dass alle Wohnebenen erschlossen werden.