Zeittafel zur Ortsgeschichte von Polle
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ca. 1200
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Vermutliche Erbauung der Burg auf dem Felsen über dem Weserbogen Aufgrund des romanischen Grundrisses lässt sich die Anlage der ältesten erhaltenen Teile der Burganlage auf dem Bergsporn am Westufer der Weser auf etwa 1200 datieren. Eine Gründungsurkunde, sonstige schriftliche Nachricht oder Erwähnung der Anlage ist für diese Zeit jedoch nicht überliefert. Allerdings wissen wir, dass die Eversteiner Grafen, ebenso wie jene von Lippe und Homburg, sich ihre Territorien sicherten, die sie durch die Anlage von Burgen zu schützen suchten.
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1285
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Erste urkundliche Erwähnung der Burg Polle durch Graf Otto v. Everstein Aus dem Jahr 1285 stammt die erste urkundliche Erwähnung der Burg Polle: Am 12. Februar dieses Jahres übertrug der Graf Otto Graf von Everstein Güter bei Gestorf in der Nähe der heutigen Landeshauptstadt Hannover dem Zisterzienserkloster Loccum (vgl. u.a. Spilke §39 - dieser Link führt zum entsprechenden Eintrag bei Spilker). Heute liegt noch eine historische Abschrift des nicht erhaltenen Originaldokumentes vor.
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1374
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Ein Rat von Polle siegelt einen eversteinschen Erbvertrag Ein “Rat von dem Polle” siegelt einen eversteiner Erbvertrag. Diese Siegelung kann einerseits als Nachweis der Ortschaft Polle dienen sowie andererseits als Beleg für eine bürgerliche bzw. städtische Verfassung oder Ordnung gewertet werden.
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Orte im Gau Tilithi. Dolme. Rainfelsen. Polle. Brevörde. Pegestorf. Grave. Ottenstein.”; der folgende Link (die folgende Verknüpfung) führt Sie zu der entsprechenden Textstelle bei Spilker - wir weisen jedoch auch auf die weiteren Texte zu den Eversteinern im Themenbereich “Die Eversteiner” hin: Zum Abschnitt
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1403 bis 1408
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In diesem Zeitabschnitt erfolgt die Eversteinsche Erbfolgefehde. Andere Quellen geben den Zeitraum dieser Erbfolgeauseinandersetzung leicht abweichend an; das könnte an der für das Mittelalter aufgrund der Geltung unterschiedlicher Kalendarien schwierigen Datierung liegen. Die Eversteiner Erbfolgefehde wird auch als “Eversteiner Erbfolgekrieg“ oder „Lippische Fehde“ bezeichnet (1404 bis 1409). Der Aufsatz “Die letzte Eversteinerin” befasst sich mit den Folgen dieser Auseinandersetzung. Auch Spilker datiert in seinem Standardwerk über die Eversteiner von 1833 die Everstein-Lippische Fehde auf den Zeitraum 1403 bis 1408.
1403 schließt Hermann VII einen Erbverbrüderungsvertrag mit den Herzögen von Lippe. Mit der Gefangennahme des Herzogs Heinrich von Braunschweig bei Hameln und der Zahlung eines hohen Lösegeld wird schließlich die Erbfolgefehde ausgelöst. Ostermontag 1407 wird die Burg Polle eingenommen und Hermann schließt daraufhin 1408 Frieden mit den Welfen - bei Hameln. Die Tochter Hermanns wird mit Herzog Ottos Sohn verlobt, die Schlösser Aerzen, Hämelschenburg und Ottenstein sowie Anteile an Ohsen und Holzminden zur Mitgift gegeben. Die Burg in Polle bleibt in den entsprechenden Verträgen unerwähnt. Hermann geht schließlich als letzter seines Geschlechts, dem der Eversteiner, in die Verbannung; s. hierzu u.a. SPILKER.. Die Geschichte des Geschlechts der Eversteiner endet.
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1407
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“Eversteinsche Erbfolge” endet mit der Einnahme der Burg durch Truppen des Herzogs von Braunschweig. Hermann von Everstein geht als letzter seines Geschjlechts in die Verbannung
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1448
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Die Familie von Kanne aus Lügde verpfändet die Hälfte des Schlosses sowie des Ortes Polle an Heinrich und Moritz von Pyrmont
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1500
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Die herzöglichen Amtmänner Drost Franz deWrede und Jasper deWrede verwalten das Haus (=Burg) sowie das Amt Polle; auch hier wird die Burg in der Folgezeit verpfändet.
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1623
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Eroberung der Burg durch kaiserliche Truppen während des 30-jährigen Krieges Auch Polle bleibt während des Dreißigjährigen Krieges nicht von Belagerung und Kampfhandlungen verschont: Truppen des Generalissimus Tilly nehmen die Burg nach Belagerung und Kanonenbeschuß ein. Teile der Unterburg sowie der Amtshaushalt werden geschädigt.
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1641
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Sieben Jahre vor dem Ende des Dreißigjährigen Krieges (1618 - Prager Fenstersturz - bis 1648 - Westfälischer Frieden) wird die Burg Polle erneut belagert. Die Burg wird von schwedischer Artillerie unter heftigen Beschuß genommen; als Folge brennen die Gebäude der Oberburg komplett aus. Es erfolgt keine Neuerrichtung der Gebäude auf der Oberburg. Auf dem Merianstich von 1650 wird vermerkt: “Polla - das ruinierte fürstl Haus”.
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1656
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Erbauung des staatlichen Amtshauses im Bereich der Unterburg nach dem Ende des 30-jährigen Krieges mit weiteren Um- und Neubauten in diesem Bereich Das “große” Amtshaus wird erbaut und ersetzt die verlorenen Gebäude. Bei dieser Neuerrichtung wird das heute noch erhaltene Portal am Nordaufgang zur Burgruine errichtet. Den Kopf des Portals ziert das Wappen des damals Regenten Herzog Julius von Braunschweig sowie dessen Gemahlin Elisabeth, die eine Tochter des Königs Friedrich II von Dänemark ist; dieses Zeichen wurde aus den Ruinen geborgen und erneut eingesetzt - eine Abbildung dieses Wappens ist u.a. als Zeichnung in PRIGGES “Chronik der Gemeinde Polle”, Seite 32 dargestellt (dieser Link verknüpft zu der entsprechenden Darstellung).
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1743
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Das Amtsschreibergebäude wird eingerichtet. In diesem Gebäude sind eine “Amtsschreiberstube”, eine “Schreiberei” sowie das “Criminalgefängnis” untergebracht. Dieser kleinere Gebäudeteil des einstigen Amtshauses hat als einziger Gebäudeteil die Kampfhandlungen im April 1945 überlebt.
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1747
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Es erfolgt die Erbauung des “Neuen Amtshauses” auf dem Areal der Vorburg, womit die Neu- und Umgestaltung der unteren Burganlage am Nordhang des Bergsporn abgeschlossen wird.
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1890
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Mittlerweile erfolgte unter Bismarck (1871) die Neugründung des Deutschen Reichs unter preußischer Ägidie. In diesem Zeitraum erfolgen Renovierungsarbeiten der Burgruine sowie der angeschlossenen Bereiche. Der Kuppenbereich der Burgruine wird durch einen Baumbestand geprägt und wird forstwirtschaftlich genutzt.
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1930
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Beginn der Burgfestspiele mit der Aufführung “Der Graf von Everstein”: Laiendarsteller spielen die ortseigene Geschichte der Erbfolgekriege vor der historisch authentischen Ruine.
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1934
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Preußen schenkt der Gemeinde in Polle die Burgruine
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1935
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Die “650-Jahrfeier” des Bestehens bzw. der ersten urkundlichen Erwähnung der Burg Polle wird gefeiert. Der Heimatdichter H. Beerbom verfaßt hierzu ein Schauspiel in vier Akten (eine Art Drama) für die Burgfestspiele; diese Darbietung erhält den Titel “Wedlf und Everstein” und nimmt ebenfalls Bezug auf die lokale Geschichte. In der Folgezeit erfolgt eine erste archäologische Grabung im Bereich der Burg Polle, während der ein breiter, tiefer Schacht quadratischer Grundfläche auf dem Bergsporn freigelegt wird: der Burgbrunnen..
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1945
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Verlust des repräsentativen Amtshauses durch Kampfhandlungen am Ende des Zweiten Weltkrieges. Bei schweren und erbittert geführten Kämpfen zwischen der Wehrmacht sowie den anrückenden US-amerikanischen Verbänden gegen Ende des Zweiten Weltkriegs brennen am 7./8. April 1945 das “Alte” ebenso wie das “Neue” Amtshaus ab - hier wurden zuvor Archive des Verteidigungsministeriums ausgelagert. Damit verliert Polle seinen historischen Mittelpunkt.
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1956
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Flecken Polle kauft das Amtshaus sowie den Burgpark vom Land Niedersachsen
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