Das Ende des Eversteiner Geschlechts

Die Lebensdauer der Adelsgeschlechter

Von einer Familie, die 300 Jahre überdauerte, kann man nicht erwarten, dass sie nach den Gesetzen mathematischer Verzweigung wie ein idealer Stammbaum entwickelte. Sie war von vielerlei Gefahren bedroht, und die Lebenschance jedes einzelnen Gliedes war wesentlich geringer als heute. Mangelnde medizinische Kenntnisse, unzureichende Hygiene, die Unbilden der Jahreszeiten, nur notdürftig geheizten Wohnräume waren der Gesundheit abträglich. Schon die Gefahren des Kindbettes und die Kinderkrankheiten, dazu Epidemien und Seuchen konnten dem Leben schnell ein Ende setzen. Kriege und Unfälle lichteten besonders die Reihen der Männer. Heiraten innerhalb des Adels beeinträchtigten die genetische Gesundheit. Männer und Frauen, die ihr Leben in Klöstern und Stiften verbrachten, fielen für den Fortbestand der Familie aus. Die Folge dieser Verhältnisse war, dass viele Adelsgeschlechter ausstarben und sich die feudalistische Landschaft änderte: Bereits 1106 hatte die Stund für die Grafen von Katlenberg geschlagen. 1112 folgten die Reinhäuser, 1144 die Northeimer, 1152 die Winzenburger, 1325 die von Dassel. 1408 ereilte die Eversteiner ihr Schicksal, 1409 die Homburger, 1494 die Grafen von Pyrmont und 1557 die Spiegelberger. Statius von Münchhausen, der Erbauer des Schlosses Bevern, hatte von zwei Ehefrauen 20 Kinder. Trotzdem erlosch der Stamm in der Enkelgeneration 1674 (Uhden). Hier sei auch noch angemerkt, dass eine Nebenlinie der Eversteiner, die im Zuge der Ostkolonisation nach Pommern abwanderte, 1663 durch Aussterben ihr Ende fand.

Je größer der Familienverband war z. B. der Welfen oder derer von Münchhausen, um so besser war der Fortbestand gesichert, da eine Linie für die andere einspringen und einen Erben stellen konnte. Dank ihrer Macht traten die Welfen wiederholt das Erbe der kleinen Herrschaften an, wenn sie nur ein Zipfel eines Erbrechts vorweisen konnten. So brachten sie 1408 die Grafschaft Everstein und 1409 die Edelherrschaft Homburg unter Anwendung von massivem Druck an sich.

Eindeutig waren die geistlichen Fürstentümer im Vorteil, deren Bestand gesichert blieb, weil die Fürstbischöfe immer neu eingesetzt wurden, wobei die Wahl gewiss nicht auf ausgesprochene Schwächlinge fiel. Zwar nicht als geistliche Fürstentümer, aber doch als kirchliche Verwaltungseinheiten bestehen sie bis auf den heutigen Tag.

Vom Ende der Eversteiner sei im Folgenden die Rede.   

Das Ende der Eversteiner

Wäre man in romantischen Vorstellungen befangen, so hätte man den Eversteinern wohl ein ruhmreiches Ende auf dem Schlachtfeld gewünscht und damit einen heldenhaften Ausklang ihrer Geschichte. Stattdessen waren es der bedauerliche frühe Tod des kleinen, sehnlichst erwarteten Nachfolgers und die Macht der Stärkeren, die die Eversteiner zum Abtreten von der Bühne der Geschichte zwangen.

Als Hermann VII. das Ende seines Geschlechts ohne einen leiblichen Erben kommen sah, schloss er mit dem Bischof von Paderborn einen Erbvertrag. Dieser wurde hinfällig, weil ihm 1399 doch noch ein Sohn geboren wurde. Tragischerweise starb dieser aber nach drei Jahren, worauf es 1403 zu einer Erbverbrüderung mit den Edelherren zur Lippe kam. Diese durchkreuzten die Pläne und Bestrebungen der Braunschweiger, die gewiss schon längst auf das Ende der Eversteiner gewartet hatten. Sie fanden einen Vorwand, in die Eversteiner bzw. Lipper Lande einzufallen, nämlich einen Landfriedensbrecher zu verfolgen, der bei den Edelherren zur Lippe Unterschlupf gefunden hatte. Es kam zur Schlacht am Ohrberg bei Hameln. Die Braunschweiger wurden geschlagen. Herzog Heinrich d- Ä. wurde gefangen genommen, zur Falkenburg bei Detmold verschleppt und dort in eines Fürsten unwürdiger Haft eingekerkert. Er soll sogar in den Block gespannt worden sein. Erst nach der Zahlung eines hohen Lösegeldes durch seinen Bruder kam er wieder frei.

Die schmachvolle Behandlung ließ jedoch den Herzog nicht ruhen. Er wandte sich an Kaiser Ruprecht (1400 – 1410), der über die Eversteiner wie die Lipper die Acht, später die Oberacht verhängte. Der Papst folgte mit dem Bann. Nun rückten die Welfen mit großer Heeresmacht in das Land an der Weser ein. Die Burg Polle wurde erobert, und das Lipperland, besonders Falkenhagen und Rischenau, musste schwere Verwüstungen ertragen. Da gab Graf Hermann von Everstein auf. Er willigte 1408 in einen Erbvertrag ein und  machte damit dem „Eversteinischen Erbfolgekrieg“ ein Ende. Er erklärte sich damit einverstanden, dass seine gerade vierjährige Tochter Elisabeth mit Otto, dem Sohn Bernhards von Lüneburg, verheiratet werden und als Brautschatz die  Eversteiner Lande einbringen sollte. Die Ehe wurde dann 1425 auch wirklich geschlossen, sie blieb aber kinderlos. Graf Hermann verstarb 1413 im Schloss Neustadt a. Rbg., dem ihm zugewiesenen Wohnsitz. Seine Frau Ermgard erhielt als Witwensitz das Schloss Aerzen. Elisabeth als die letzte Eversteinerin fand ihr Ende auf ihrem Witwensitz Gifhorn 1468 /nach Rauls und Uhden).

Die Geschichte der Eversteiner

Die Eversteiner und ihre Zeit



Ihr Herrschaftsbereich an Diemel und Oberweser


Von Fr. Schreiber





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