Untersuchung im Weserbergland zur Landschaftszerschneidung von 1896 bis 1996 (2004/2005)

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Autor: Stephan Otte
Hauptseminar-2-Beitrag am Geographischen Intitut der Universität Hannover, 2005

Titel der Arbeit: Landschaftszerschneidung - Eine Untersuchung im Weserbergland zur Landschaftszerschneidung von 1896 bis 1996

Landschaftszerschneidung_S_Otte_2005.pdf

7 Entwicklung der Landschaftszerschneidung (Anwendung von Modellvorstellungen)


7.1 Erkennbarer Phasenverlauf von Landschaftszerschneidung im Bereich und Umfeld von Emmerthal


Es sei hier nochmals wiederholt: Für die Modellentwicklung und Phasendefinition der Landschaftszerschneidung bietet sich die beobachtbare (empirische) Flächengeometrie bzw. deren Entwicklung und Änderung an. Die Erfahrung sowie Untersuchung von Landschaftszerschneidung zeigt, dass sich dabei ein phasenartiger Ablauf ergibt, wobei die einzelnen Phasen als Abfolge erkennbar sind, bei kontinuierlicher Entwicklung jedoch auch überlappen können.


Für die heutige Ortschaft Emmerthal lässt sich das oben beschriebene Modell anpassen, so dass die Landschaftszerschneidung hier anhand der verschiedenen Phasen erklärt werden kann.


Dabei laufen in diesem Bereich gleichzeitig unterschiedliche Phasen ab, das heißt, dass sich in den Unterschiedlichen Teilgebieten dieses Betrachtungsraumes zeitlich parallel unterschiedliche Prozessstufen von Landschaftszerschneidung beobachten lassen. Generell hängt das Vorkommen zeitlich paralleler Zerschneidungsprozesse bzw. deren Häufigkeit von der Größe des Betrachtungsraumes ab: Je größer das diesbezüglich untersuchte Gebiet, desto stärker ist diese Parallelität ausgeprägt. Grundsätzlich wird es wahrscheinlich sehr schwer sein, eine dem idealen Phasenmodell genau entsprechende reine (ideale) Phasenabfolge zu beobachten, da dies lediglich nur in sehr kleinen Teilräumen der Fall sein kann und die Aussagekraft einer solch kleinräumigen Betrachtungsweise sehr gering sein würde.


Zu Beginn des Betrachtungszeitraumes (1896) existierte eine Ortschaft Emmerthal in der heutigen Form noch nicht. Der heutige Ort entwickelte sich durch den räumlichen und verwaltungsbezogenen Zusammenschluss der drei Gemeinden Hagenohsen, Emmern und Kirchohsen zu der heutigen Samtgemeinde Emmerthal.


Die drei damals bestehenden Ortsteile können als eigenständige Ortschaften nicht mehr als Perforation aufgefasst werden.


Die Phase der Perforation lässt sich somit im Betrachtungsraum nur schwer und dann auch nur in kleineren Teilräumen an den Ortsgrenzen nachweisen.


Auch die zweite Phase, jene der Inzision, lässt sich lediglich auf Teilbereiche der keinem Ort zugewiesenen zwischenörtlichen Flächen beziehen bzw. war hier (zwischen den drei Ursprungsorten) schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts abgeschlossen. Die noch unbebauten Räume zwischen den drei Ausgangsorten waren auch zu diesem Zeitpunkt durch die vorhandene Infrastruktur von Straßen sowie der Bahnlinie (mit Schienennetzverzweigung zur südöstlich von Kirchohsen liegenden Zuckerfabrik) weitestgehend abgeschlossen.

Dabei sei angemerkt: Die Schienenverbindung zu der heute nicht mehr existierenden Zuckerfabrik endete auf dem damaligen Werksgelände, das sich zwischen Kirchohsen und Emmern östlich der Emmer befand. Man könnte sagen, hier sei ein Prozess der Inzision beobachtbar; allerdings lässt sich anhand des vorhandenen Kartenmaterialsnicht klären, ob die Zuckerfabrik nicht lediglich durch den hier endenden Abzweig der Bahnlinie an diese angeschlossen wordenist, oder erst nach Errichtung der selben an diese angeschlossen wurde. Es ist aber sehr wahrscheinlich, dass die Zuckerfabrik lediglich Anschluss an das Bahnnetz fand und schon zuvor betrieben wurde. Dennoch ist es ebenso wahrscheinlich, dass mit der Anbindung an das damals leistungsfähigste Transportmittel – der Bahn – eine erhöhte Produktion ermöglicht wurde und dem Güterbahnanschluss des Werksgeländes eine Produktionsflächenvergrößerung folgte.

Abbildung 6.4 (hier links):


Abbildung 6.4 - Zusammenfassung des Untersuchungsergebnisses (S. Otte) in der Übersicht - Dokumentation der zunehmenden Zerschneidung im Bereich der Samtgemeinde Emmerthal (1896 bis 1996); vgl. Ergebnisse der Vektorisierung im Ortsbereich Emmerthal (Abbildung 6.5) sowie im gesamten Betrachtungsgebiet (Untersuchungsgebiet Hameln-Süd-West UgHMS) - Abbildung 1.2 - Ersteller sämtlicher Graphiken und Diagramme: Stephan Otte2004-2005)

Die dritte Phase des Zerschneidungsmodells, die der Zerschneidung, verlief lediglich in den Teilbereichen der bereits isolierten Flächen, wenngleich diese unterschiedliche Größe aufwiesen.


Deshalb lässt sich der Ausgangszustand dieses Bereiches am besten mit der dritten Phase eines zerstückelten Raumes, demnach der Dissipation, fassen: Die Ortsgenese Emmerthals begann somit aus der Entwicklung eines bereits zerstückelten Raums im Bereich des heutigen Ortsgebietes.


Dabei veränderte sich der kleinste Ortsteil, Kirchohsen, bis Ende der 1980er Jahre am wenigsten. Der Grund hierfür darf in der Trennung dieses Ortsteiles durch die Weser von den beiden größeren Ortsteilen gesehen werden. Ein weiterer Grund ist in den steilen Hanglagen am östlich der Weser gelegenen Prallhang zu sehen, dessen Verlauf die Bebauungs- und Siedlungsflächen im Ostteil der Siedlung  zusätzlich eingrenzt.


Das führte dazu, dass dieser periphere Bereich erst Ende des 20-en Jahrhunderts mit der Erschließung von Wohngebieten im nördlichen Randbereich stärkere Strukturänderungen zu einem Zeitpunkt erfuhr, als die Erweiterungsflächen von Emmern und Kirchohsen nach Westen nahezu ausgeschöpft waren: Im Osten begrenzt der Überflutungsbereich der Weser ein starkes Flächenwachstum der beiden größeren Ortsteile. Im Süden von Kirchohsen nahm die Erweiterung des bestehenden Industriegebietes um die einstige Zuckerfabrik mit Entwicklung von Gewerbeflächen dem Wohngebietswachstum den Raum. Zwischen Emmern und Kirchohsen verhindert das Flusstal der Emmer, die hier in SW-NE-Richtung verläuft, mit ihren Überflutungsbereichen und Verzweigungen beim Abfall auf das Höhenniveau der Weser weitere Bebauung. Die beiden im Flusstal der Emmer bestehenden, bebaubaren, inselartigen Trockenbereiche waren schon 1896 größtenteils durch den vorhandenen Baubestand erschlossen.


Somit wurde nach dem zweiten Weltkrieg in der Nachkriegszeit (der sog. „Wirtschaftswunderzeit“) mit dem Erschließen der westlichen Bereiche von Emmern sowie Kirchohsen mit Wohngebieten begonnen. In diesen Teilbereichen ist zunächst eine weitere Zerstückelung durch den Wegebau mit gleichzeitiger Flächenverkleinerung durch die fortschreitende Verdichtung erkennbar.


Dies gilt v. a. seit ca. Mitte der siebziger Jahre, da hier dem weiteren Wachstum der Ortsteile nach Westen durch die Verlegung der B83 auf die Trasse der Ortsumgehung eine Grenze gesetzt wurde. In diesem Zusammenhang kann in dem Bereich zwischen der damaligen Ortsgrenze von Emmertal-Kirchohsen und der Ortsumgehung der B83 von Durchschneidung mit folgender bzw. paralleler Zerstückelung gesprochen werden.


Mit der Erschließung des Neubaugebietes von Kirchohsen wurde begonnen, als sich diese Begrenzung mit dem Flächenwachstum nach Westen auszuwirken begann, dass heißt vor weniger als 15 Jahren. Dabei ist zu beachten, dass die Flächennutzungsplanung in einem Zeitraum von ca. 20 bis 30 Jahren mit der Neuaufstellung von kommunalen Flächennutzungsplänen erfolgt, woraus sich dieser zeitliche Ablauf ergibt. Heute ist auch das Baugebiet von Hagenohsen nahezu vollständig bebaut. Dieser Prozess erlangte innerhalb der letzten zehn Jahre an Geschwindigkeit, da in diesem Zeitraum lediglich die Freifläche zwischen Kirchohsen und der Bundesstraßentrasse in ihrem kleineren nördlichen Teil – nördlich der südlichen Abfahrt von der B83 – komplett freigehalten worden war. Im restlichen Bereich erfolgte mit Schließung letzter Grundstücksparzellen die Phase der Auslöschung. Die Erschließung der Fläche zwischen der damaligen Westgrenze der Ortsbebauung Kirchohsens und der B83 sowie dem Flusstal der Emmer im Norden und dem südlichen Gewerbegebiet von Kirchohsen, die noch vollkommen unbebaut war, erfolgte sehr rasch innerhalb der letzten drei Jahre. Heute ist auch dieses Baugebiet nahezu voll bebaut. Leider ist diese Bebauung in der derzeit noch aktuellen TK25 nicht verzeichnet, so dass ich hier eine entsprechende Flächenmarkierung vornehmen werde.


Die Geschwindigkeit dieser Entwicklung sowie der Komplettierung des Hagenohsener Baugebietes spricht für den starken Zuwanderungsdruck von Emmerthal.


Flächenreserven auf der Westseite der Weser sind nur noch nördlich und nordwestlich von Emmern gegeben, wobei auch hier bereits eine Überbauung mit dem kompletten Phasenablauf eingesetzt hat und kleinere Wohngebiete mit Bebauung geschlossen wurden.


Anmerkung: Die Phasen von Perforation, Inzision und Durchschneidung sind durch die Ausweisung kompletter Baugebiete im Rahmen der Flächennutzungs- und Bebauungsplanung zusammengefasst und erfolgen somit sehr rasch als ein Schritt bei der zunehmenden Flächenbebauung von Wohngebieten. Die Geschwindigkeit der Zerstückelung, Verkleinerung sowie Auslöschung von Freiflächen innerhalb dieser Gebiete hängt heute hauptsächlich von der Flächenattraktivität, dem Zuwanderungs- bzw. Siedlungsdruck sowie der gesamtwirtschaftlichen Situation ab: Geringe Attraktivität sowie ein geringes Wirtschaftswachstum führen zu einer langsameren Erschließung der entsprechend ausgewiesenen Flächen (vgl. o.). Der Siedlungsdruck ergibt sich aus der überregionalen sowie intraregionalen Attraktivität der Gemeinden.

1. Untersuchung im Weserbergland zur Landschaftszerschneidung von 1896 bis 1996 (2004/2005) 6. Untersuchung im Weserbergland zur Landschaftszerschneidung von 1896 bis 1996 (2004/2005) 6. Untersuchung im Weserbergland zur Landschaftszerschneidung von 1896 bis 1996 (2004/2005) 7. Untersuchung im Weserbergland zur Landschaftszerschneidung von 1896 bis 1996 (2004/2005) 7. Untersuchung im Weserbergland zur Landschaftszerschneidung von 1896 bis 1996 (2004/2005) 8. Untersuchung im Weserbergland zur Landschaftszerschneidung von 1896 bis 1996 (2004/2005) 9. Untersuchung im Weserbergland zur Landschaftszerschneidung von 1896 bis 1996 (2004/2005) 11. Untersuchung im Weserbergland zur Landschaftszerschneidung von 1896 bis 1996 (2004/2005) 1. Untersuchung im Weserbergland zur Landschaftszerschneidung von 1896 bis 1996 (2004/2005) 2. Untersuchung im Weserbergland zur Landschaftszerschneidung von 1896 bis 1996 (2004/2005) 3. Untersuchung im Weserbergland zur Landschaftszerschneidung von 1896 bis 1996 (2004/2005) 4. Untersuchung im Weserbergland zur Landschaftszerschneidung von 1896 bis 1996 (2004/2005) 5. Untersuchung im Weserbergland zur Landschaftszerschneidung von 1896 bis 1996 (2004/2005) 6. Untersuchung im Weserbergland zur Landschaftszerschneidung von 1896 bis 1996 (2004/2005) 7. Untersuchung im Weserbergland zur Landschaftszerschneidung von 1896 bis 1996 (2004/2005) 8. Untersuchung im Weserbergland zur Landschaftszerschneidung von 1896 bis 1996 (2004/2005) 9. Untersuchung im Weserbergland zur Landschaftszerschneidung von 1896 bis 1996 (2004/2005) 10. Untersuchung im Weserbergland zur Landschaftszerschneidung von 1896 bis 1996 (2004/2005) 11. Untersuchung im Weserbergland zur Landschaftszerschneidung von 1896 bis 1996 (2004/2005) 12. Untersuchung im Weserbergland zur Landschaftszerschneidung von 1896 bis 1996 (2004/2005) Impressum