Reiseberichte: Nordvietnam - Hanoi am Roten Fluss (2)

Leider wollten sie sich nicht fotografieren lassen; sie waren nett, jedoch sehr schüchtern oder wollten sich bei der beschwerlichen Arbeit nicht ablichten lassen.


        Durch die rein manuelle Arbeit im Uferbereich entstehen in diesem Bereich unregelmässige Anbauflächen. Dabei werden nicht alle Bereiche der Überflutungszone für den Anbau genutzt. Einige Bereiche eignen sich nicht sehr gut, ungenügend oder überhaupt nicht für den Anbau von Agrarerzeugnissen. Zum einen sind dies die Bereiche der Sanddünen, die sich vor dem Abstieg des mittleren Terrassenbereichs zu den unteren Terrassenbereichen gebildet haben und teilweise durch nicht voll bodendeckenden Grasbewuchs stabilisiert werden. Da der Bewuchs dieser Sanddünen relativ dünn ist und das Alter einer Vegetationsphase in weiten Bereichen nicht überschreitet, Buschbewuchs, wie er vor dem steilsten, diesen regelmässigen Überflutungsbereich begrenzenden Terrassenabsatz vorhanden ist, nur von jungen Pflanzen gebildet wir, kann davon ausgegangen werden, dass diese Sanddünen während der Hochwasser zur Regenzeit regelmässige Umlagerung erfahren.


       Weitere Gründe der Nichtbearbeitung von Flächen sind: Die Randbereiche der aus dem Siedlungsgebiet in den Roten Fluss ableitenden Wasser-, Abwasser- und Drainagegräben sind für einen Anbau ebenso ungeeignet wie der Grenzbereich am Terrassensprung auf die oberste hier sichtbare Terrasse (Oberterrasse bzw. Untere Oberterrasse).


        Die Abzugsgräben sind sehr steil und tief in das sehr locker gelagerte Sedimentmaterial eingeschnitten; diese Einschnitte erreichen Tiefen von bis zu fünf Metern. Weiterhin führen sie ungeklärte Abwässer, so dass ein Anbau von Agrarprodukten hier nicht möglich ist. Einige Fotos zeigen die tiefen Einschnitte der Wasserabläufe von der obersten Terrasse in den mittleren Terrassenbereich. Gleichzeitig ist an Trübung und Färbung des Wassers erkennbar, dass es ungeklärt in den Roten Fluss eingeleitet wird.


       Der Bereich vor dem den regelmässigen Überflutungsbereich abgrenzenden Terrassenhang ist durch Altablagerungen, sprich Müllschüttungen, verunreinigt. Unrat wird hier durch die Anwohner der angrenzenden Quartiere auf den unbefestigten Wegen zum Ufer transportiert und den Hang hinab geschüttet. Weiter südlich im Flussverlauf, im Bereich der Long Bien Bridge, reicht die Wohnbebauung direkt an diesen Terrassenhang heran, so dass die Abfälle als Altablagerungen direkt am Siedlungsrand abgekippt werden. Offensichtlich ist dies einfacher, als das Sammeln der Abfälle an den Müllsammelpunkten, von wo aus sie durch die Müllabfuhr abtransportiert würden, wenngleich auch diese Sammelstellen nur durchschnittlich wenige hundert Meter vom Ufer- und regelmässigen Überflutungsbereich entfernt vorhanden sind. Eine Aufnahe (siehe auf der Folgenden Seite) zeigt, wie die Müllschüttungen am Flussterrassenrand aussehen und wie sich die leichteren Komponenten – zumeist Plastikverpackungsreste – über die unteren Terrassenbereiche verteilen und im Wind über die Flussniederung ausbreiten.


       Direkt vor dem obersten Terrassensteilhang ist an einigen Stellen der Aushub von ein bis anderthalb Meter tiefen Gruben erkennbar, die z. T. mit Altablagerungen verfüllt werden. Eine der auf der nächsten Seite  folgenden Aufnahmen zeigt eine dieser Grubenanlagen, die ich auf meinem Erkundungsrundgang entdeckte. Ob die hier abgebildete Grube tatsächlich für den Reisanbau oder die Errichtung eines Gebäudes Gedacht ist, bleibt mir unklar und ich habe nicht die Zeit, dies durch weitere Beobachtung zu erfahren; allerdings befindet sich neben dieser Grube eine weitere Vertiefung mit unregelmässiger Einfassung, die zumindest in der Vergangenheit für die Kultivierung von Reis genutzt wurde (vgl. Foto übernächste Seite, unten). Die Reisflächen, die ebenfalls in relativer Nähe von diesem obersten Steilhang in einigen Zehnermetern Entfernung angelegt und durch Erdwälle zur Bewässerung der entsprechenden Flächen umfasst werden, gleichen der regelmässigen Anlage weder in Dimension noch  Grundriss. Die Reisanbauflächen befinden sich genau in jenem Bereich dieser oberen bzw. obersten Mittelterrasse der Flussterrassenabfolge (vor dem letzten Terrassensteilhang), dessen Bodenart durch bindiges, tonihaltigeres Material gebildet wird, so dass diese Flächen eine höhere und für den Anbau geeignete Wasserkapazität und -Bindung erreichen, als das zum Flussufer zunehmend sandige Material, aus dem die Dünenbildung erfolgt.


       Der Tonanteil an der Bodenart ist hier stellenweise so hoch, dass sich nun, Anfang Februar, gegen Ende der winterlichen Trockenphase, sehr deutliche und gut ausgeprägte Polyedergefüge an der Bodenoberfläche gebildet haben. Diese Polyedergefüge weisen eine Tiefe der Trocknungsrisse von 20 cm und mehr auf, so dass teilweise von den Anfangsstadien eines Säulengefüges gesprochen werden kann. Eine der Aufnahmen auf den Folgeseiten zeigt die Gefügeausprägung in den Flächen mit hohem bis sehr hohem Tonanteil. Die Fingerprobe zeigt in diesen durch Feldnutzung und Reisanbau genutzten Flächen gleichfalls einen hohen Schluffanteil. Dabei wechseln die Ton-, Schluff- und Sandanteile der Bodenart: Der Sandanteil nimmt zum Flussufer hin rasch zu. Werden die Flächen mit dem tonigern Material (Klassifizierung der Bodenart ist Tu) zunächst lediglich von einer einigen Zentimeter mächtigen Sanddecke lückenhaft abgedeckt, wächst die Sandschicht auf einer Strecke von knapp einhundert Metern rasch auf eine Mächtigkeit an, die zu einer vollkommenen Überdeckung der tonhaltigeren Bereiche führt und mit den Sanddünen auf mehrere Meter Mächtigkeit anwächst. Die Morphologie und Stratigraphie in diesem Bereich ist deutlich durch aeolische Umlagerung charakterisiert. Auf einigen Fotos ist gut erkennbar, wie durch den stetigen Wind an diesem sonnigen Tag aeolische Feinsedimente entsprechend verlagert werden und die Charakteristik und Ausprägung der Dünen passt gleichfalls zu den angetroffenen Verhältnissen.

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