Einleitung
Die Geschichte der Eversteiner, soweit wir sie überblicken können, umfasst einen Zeitraum von drei Jahrhunderten, d. h. von etwa 1100 bis 1400. In dieser Periode gab es, wie auch heute, keinen Stillstand der Entwicklung. Alle Lebensbereiche waren in Bewegung und ständiger Wandel unterworfen. Das deutsche Kaisertum erreichte mit Barbarossa einen Höhepunkt und begann wieder zu verfallen. Die Ritter, die den Kern der kaiserlichen Heeresmacht gebildet hatten, die mit über die Alpen oder ins Heilige Land gezogen waren, entarteten zu Raubrittern. Auf den Bergesgipfeln wuchsen Burgen empor, und in den Niederungen entstanden Wasserburgen. Noch heute zeigen Ruinen vom Aufstieg und Verfall des Rittertums. Religiöser Eifer erfasste die Menschen und wurde zur Triebfeder zum Bau von Kirchen und Klöstern. Fromme Männer und Frauen fanden sich unter dem Leitgedanken „Bete und arbeite“ in Klöstern zusammen. Aber auch dort machten sich Nachlässigkeiten und Zuchtlosigkeit breit und gaben den Anlass zu Reformbewegungen. – In dieser Zeit mehrten sich Handel und Gewebe. Es entstanden Städte, die zu Reichtum gelangten, und die Hanse verhalf ihnen zu wirtschaftlicher Macht.
Für dreihundert Jahre waren etwa zehn Generationen der Eversteiner in dieses historische Geschehen eingefügt, hatten sich damit auseinander zusetzen und mussten die Probleme ihrer Zeit mit bewältigen. Sie lebten nicht still für sich wie auf einer Insel, sondern waren allen diesen Spannungen und Zerreißproben ausgesetzt. Nur zu gern wüssten wir, wie sie im einzelnen damit fertig wurden. Leider aber geben die Urkunden, die nach mehr als fünfhundert Jahren auf uns überkommen sind, darüber nur wenig Auskunft. Sie erhalten Verträge über Käufe und Verkäufe, Verpfändungen, Stiftungen u. a., und nur mit Mühe kann man daraus Auskünfte über weitere Lebensbereiche entnehmen, über ihre Beziehungen zu Kaiser und Reich, zu Fürsten und Bischöfen, über ihr Verhältnis zu den Bürgern der Städte, zu den Handwerkern und dienstpflichtigen Bauern. Auch über ihren Alltag mit Sorgen und Freuden sagen sie wenig aus, über die Verhältnisse in den Familien, über die Stellung der Frauen und über ihre Kinder.
Man müsste schon das Einfühlungsvermögen eines Gustav Freytag oder eines Wilhelm Raabe haben, wollte man die Geschichte der Eversteiner wirklichkeitsnahe lebendig werden lassen. Wir wollen und bescheiden und uns an die Überlieferten Fakten halten, anderseits aber versuchen, zu leidlich anschaulichen Vorstellungen zu gelangen.
Die Geschichte der Eversteiner
Die Eversteiner und ihre Zeit
Ihr Herrschaftsbereich an Diemel und Oberweser
Von Fr. Schreiber
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