Der Herrschaftsbereich der Eversteiner an der Oberweser

Die Stammburg der Eversteiner

Die Nachrichten über diese Burganlage sind überraschend spärlich. Wir wissen nicht, wer sie einst erbaut hat und wann das geschehen ist. Die erste Erwähnung zu Anfang des 12. Jh. in der Lebensbeschreibung des Vicelin wurde bereits genannt. Zwei weiter Urkunden, in denen vom Everstein die Rede ist,  stammen aus den Jahren 1126 und 1265.  Im Jahr 1284 soll die Burg von den  Welfen belagert worden sein mit dem Ergebnis, dass die Eversteiner ihre Stammburg an die Herzöge abtreten mussten. Sie residierten danach auf der  Burg Polle oder einem der anderen ihnen verbliebenen festen Häuser.

Der Augenschein verrät uns, dass es sich bei dem Everstein umeine Doppelburg gehandelt hat, um den Gr. Everstein (345 m) und den etwa 400 m entfernten Kl. Everstein (311 m). Aus den heutigen auf beiden Gipfeln vorhandenen Resten lassen sich die Baulichkeiten nicht rekonstruieren. Das weitere Schicksal der Feste nach der Zeit der Eversteiner berührt und hier nicht. Erwähnt sei nur, dass nach der Verlegung des Amtssitzes nach Forst 1493 die  verbliebenen Gemäuer dem Kloster Amelungsborn überlassen und zum Abbruch freigegeben wurden, zumal die Burg zuletzt als Raubritternest gedient hatte.

Holzminden

Da Holzminden erst 1204 in Urkunden auftaucht, umfasst seine uns bekannte Geschichte im Zusammenhang mit den Eversteinern nur 200 Jahre. Ein Blick vom Everstein zur Weser hin macht deutlich, dass das Streben der Grafen zur Weser nur allzu verständlich war. Wenn sie der Siedlung am Fluss schon bald nach 1200 Stadtrechte verliehen, dann muss diesem Akt zweifellos eine längere Periode erfolgreicher politischer und wirtschaftlicher Entwicklung vorangegangen sein. Um 1240 wuchs am Fluss die Wasserburg der Grafen empor. Trotzdem kann ihre Geschichte nicht glücklich genannt werden. Von Westen drängten die Erzbischöfe von Köln zur Weser, von Osten die Welfen. Um sich auf einen mächtigen Verbündeten stützen zu können, hielten es die Eversteiner mit den Erzbischöfen von Köln gegen die Welfen. Den Kölnern aber lag mehr daran, die Eversteiner auszunutzen als ihnen zu helfen. So mussten sie, wenn auch für die beträchtliche Summe von 2000 Mark, Burg und Stadt 1259 an Erzbischof Siegfried verkaufen. Erst 1393 kamen sie für kurze Zeit noch einmal in den Besitz von ¼ der Stadt.

Polle

Nach dem Verlust von Holzminden und vom Everstein wählten die Eversteiner Polle als ihren Hauptsitz. 1290 nannte sich Graf Otto von Everstein auch von Polle und 1290 Herr des Schlosses Polle. Als Ausstellungsort für Urkunden wird Polle wiederholt genannt. Höfe in den umliegenden Dörfern waren den Grafen abgabepflichtig. Mehr als 100 Jahre residierten die Eversteiner auf dem „Poll“. Das Ende kam schließlich im Eversteiner Erbfolgekrieg. 1407 eroberten die Braunschweiger Polle bei Nacht und drangen in die Feste ein. Damit war nicht nur das Schicksal der Burg, sondern auch das der Grafen von Everstein besiegelt.

Ottenstein

Die Ottenstein betreffenden Urkunden aus der Zeit der Eversteiner sind nicht nur spärlich, sondern auch fragwürdig. Man kann annehmen, dass die Burg von einem Grafen Otto von Everstein erbaut wurde. Der Name lässt sich als „Ottos Steinhaus“ deuten, verstümmelt zu Ottenstein. Erzählt wird, Dass Heinrich d- L. nach seinem Sturz wiederholt in der Burg beherbergt worden sei. Nach Steinacker taucht der Name Ottenstein zum ersten Mal erst 1319 auf, wo ein „Ritter de Ottensteyne“ als Zeuge in einer Urkunde genannt ist. 1408 gelangte Ottenstein mit den anderen Besitzungen der Eversteiner in die Hände der Braunschweiger.

Grohnde

Das am linken Weserufer gelegene Grohnde bezeichnete Heinrich von der Homburg 1289 als „sein Dorf“, während ein Eversteiner Grohnde mit der Insel und der Fischerei auf der Weser 1305 an die Herren von Hake in Ohr verpfändete. Die Besitzverhältnisse sind also unklar. Auch über die Zeit der Entstehung einer Burg ist nichts bekannt.

Ohsen

Ohsen an der Mündung der Emmer in die Weser und an einem alten Weserübergang kam besondere Bedeutung zu und wurde deshalb schon früh zum Sitz eines Archiediakonats. 1004 unterschreibt König Heinrich II. bereits eine Urkunde in Ohsen. 1197 werden Höfe im Besitz der Eversteiner genannt. 1259 wird die Burg zum ersten Mal erwähnt. Ein Graf von Everstein empfing die halbe Burg als Lehen vom Erzbischof von Köln. Sie lag auf einer Insel, einem Werder, in der Weser. 1266 und 1291 nennen sich Graf Conrad von Everstein und sein Sohn Engelbert „Graf von Ohsen“.  1329 ist in einer Urkunde die Rede von einem Haus Leuenwerder, das Graf Hermann mit der Unterstützung der Herzöge gebaut hatte. Jedem sollte die Hälfte zur Verfügung stehen.

Daraus ergibt sich, dass die Grafen nicht ständig mit den Herzögen in gespannten Verhältnissen lebten. Die Lage des Leuenwerders konnte bisher nicht bestimmt werden. 1340 überließen die Herzöge dem Grafen die gesamte Burg. Nach seinem Tod wurde sie wieder geteilt. Herzog Wilhelm regelte mit Graf Otto die Verteilung und Nutzung der Räume, die gemeinsamen Wege, die Einteilung der Wachen usw. – Die Herzöge verpfändeten zeitweise ihren Teil der Burg, so 1365 an die Homburger. In dieser Zeit eine Agnes aus dem Hause der Homburger mit einem Eversteiner verheiratet. So gab es auch zwischen diesen beiden Geschlechtern Zeiten friedlichen Zusammenlebens. 1408 fiel auch Ohsen an das Haus Braunschweig-Lüneburg. (Weitere Einzelheiten in: Hans Barner, Das Amt Ohsen)

Hünenschloss-Hämelschenburg

Das Hünenschloss am Bergrücken der Woldau am nördlichen Ufer der Emmer soll Vorgänger der Hämelschenburg gewesen sein. Beide werden zwischen 1304 und 1324, aber auch noch 1394 im Besitz der Eversteiner als Lehen des Stiftes Minden genannt.

Ohr

Der Ritter Dietrich Stuve verkaufte Ohr an Otto von Everstein und dieser belehnte damit 1307 die v. Hakes, in deren Besitz das Gut noch heute ist.

Aerzen

In den Dörfern um Aerzen besaßen die Eversteiner einen umfangreichen Eigenbesitz. Die Ersterwähnung 1282 steht in Zusammenhang mit der Übertragung eines Teiles an die Mindener Kirche. 1283 überließ Graf Konrad weitere Güter dem Erzstift Köln, um sie als Lehen zurückzunehmen. – Das Schloss Aerzen, dessen Ursprung nicht bekannt ist, diente ab 1408 der Gräfin Ermgard, der Gemahlin des letzten Eversteiners, als Wohnsitz, ab 1468 auch ihrer Tochter Elisabeth. Das heutige Schloss stammt aus unterschiedlichen Bauperioden späterer Zeit.

Hastenbeck

Hastenbeck ist 1228 erstmals als Burgsitz der Eversteiner erwähnt, die es an die Herren von Hastenbeck weiter verlehnten. Im Gutspark hinter dem Schloss befinden sich umfangreiche Wallanlagen, die aus der frühen Zeit stammen können.

Lügde

Zwischen 1337 und 1390 sind die Eversteiner auch in Lügde anzutreffen, zugehörig dem Erzbistum Köln. Die Stadt war an die Edelherren von der Homburg verpfändet, ab 1337 aber an Graf Hermann von Polle. Diesem war das Amt eines Stiftamtmannes übertragen, ab 1354 seinem Sohn. Die andere Hälfte ging an den Grafen von Pyrmont. 1371 übernahmen wiederum die Homburger die Hälfte des Eversteineschen Pfandbesitzes. Damals hatte Lügde vier Herren, den Bischof von Paderborn, einen Simon Wende, dazu die Homburger und die Eversteiner als Lehnsträger bzw. Pfandinhaber von Köln. Damit seien nur einige der Pfand- und Lehnsgeschäfte genannt, die damals zu Lasten der Bürgerschaft von Lügde abgewickelt wurden. – Als Graf Hermann das Ende seiner Grafschaft kommen sah, kaufte er 1390 ein Haus in Lügde, schenkte es der Kirche und sicherte sich das Wohnrecht bis an sein Lebensende. (Nach Schlicker/Friese, „Aus der Stadt Lügde“ 1983)

Hameln

Hameln war dank seiner Lage an einem Weserübergang schon sehr früh eine Missionsstation der Reichsabtei Fulda. Ein Stift mit landesherrlichen Befugnissen war hier der Vorposten Fuldas gegenüber Minden und Hildesheim. Angesichts der großen Entfernung des Stifts vom Mutterkloster musste sich der Abt auf einen zuverlässigen Stiftsvogt als den Inhaber der weltlichen Gewalt und auf den Propst verlassen können. So war die Stiftsvogtei erblich – zu einem nicht bekannten Zeitpunkt – den Grafen von Everstein übertragen worden. 1234 wählte das Stiftskapital auch einen Eversteiner, den Grafen Friedrich, zum Stiftspropst. Damit waren die Grafen die Herren der Stadt. Schon 1250 war Hameln durch eine Mauer gesichert. Die Ähnlichkeit der Stadtanlage mit der von Holzminden ist auffallend.

Die Lage änderte sich, als Fulda sich bereitfand, die Stadt Hameln an den Bischof von Minden zu verkaufen. Die Bürger, vereint mit den Eversteinern und den Stiftsherren, waren nicht gewillt, dessen Oberhoheit anzuerkennen. Es kam zur Schlacht bei Sedemünder (wüst zwischen Springe und Bad Münder), in der Hameln eine schwere Niederlage hinnehmen musste. Die Welfen nutzten die Gelegenheit aus, in Hameln Fuß zu fassen, und erreichten, dass ihnen die Hälfte der Stadt überlassen wurde. Es half den Eversteinern wenig, dass sie  wieder einmal beim Erzbischof von Köln Rückhalt suchten. Die städtische Vogtei wurde an Herzog Albrecht verkauft. Ihnen blieb vorerst nur das Amt des Stiftsvogtes. Die eversteinische Periode Hamelns ging 1277 endgültig zu Ende, als Herzog Albrecht als Landesherr Hameln Stadtrechte verlieh. Mit Hameln hatten die Eversteiner auch die nördliche Bastion ihres Territoriums verloren. (Nach Feige, Heimatchronik der Stadt Hameln und des Landkreises Hameln-Pyrmont, Köln 1961)

Die Geschichte der Eversteiner

Die Eversteiner und ihre Zeit



Ihr Herrschaftsbereich an Diemel und Oberweser


Von Fr. Schreiber





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